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Graines de France, eine Initiative zur Förderung der Beziehungen zwischen Bevölkerung und Institutionen.

Graines de France bringt Institutionen und die Bevölkerung in Vororten miteinander ins Gespräch. Wesentliches Instrument für eine inklusive Gesellscha

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David LOPEZ
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Nach den „Unruhen“ im Sommer 2023 war die Beziehung zwischen der Bevölkerung und staatlichen Institutionen (Polizei, Feuerwehr, Schule,....) schwierig, dies gilt besonders für Jugendliche aus sozial und wirtschaftlich schwierigen Stadtvierteln . Alle erinnern sich an das Unverständnis angesichts von abgebrannten Schulen, zerstörten öffentlichen Gebäuden und die Bedrohung von Feuerwehrleuten bei ihren Einsätzen. Viele Jugendlichen empfinden Nichtbeachtung, Unverständnis und sogar Verachtung durch die Gesellschaft.

Es gibt Initiativen, um die soziale Kluft zu schließen. „Graines de France“ ist eine davon. 

Ich habe mit Reda DIDI, den Gründer von Graines de France, gesprochen. Er hat mehrere Forschungsarbeiten durchgeführt, unter anderem zu „Alterität, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit während der Wahlkampagnen 2012“ und „Besser aufnehmen, besser integrieren in Frankreich“ mit der Jean-Jaurès-Stiftung. Er war auch in der Politikberatung für Maßnahmen zur besseren Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und zur Stadtteilarbeit zuständig. 

https://www.jean-jaures.org/wp-content/uploads/drupal_fjj/publication-print/rapport-integration.pdf

David LOPEZ: Reda, kannst du Graines de France vorstellen und etwas zu seinen Zielen und Erfolgen erzählen?

Reda DIDI: Graines de France ist ein Verein („association“) nach dem französischen Gesetz von 1901, dessen Ziel es ist, Synergien zwischen den verschiedenen Bereichen der französischen Gesellschaft zu schaffen, insbesondere durch die Entwicklung, Umsetzung und Moderation von Begegnungsräumen, vor allem zu Fragen im Zusammenhang mit Empowerment und den Beziehungen zwischen Institutionen und Bevölkerung.

Wir arbeiten insbesondere an der Frage der Beziehung zwischen Polizei und Bevölkerung sowie Feuerwehr und Bevölkerung, mit dem Ziel, die Wiederaufnahme eines sicheren Dialogs zu ermöglichen, um die oftmals negativen Vorstellungen von der jeweils anderen Seite zu überwinden. Ziel ist es, eine Veränderung der Sichtweise der Bevölkerung auf die Polizisten/Feuerwehrleute und umgekehrt der Polizisten/Feuerwehrleute auf die Bevölkerung zu erreichen.

Wir entwickeln Aktionen für Jugendliche: Tagesprogramme (Ma cité va créer) oder vierteljährliche Programme (Ma cité va dialoguer), die Polizisten/Feuerwehrleute, Jugendliche und Erwachsene zusammenbringen, in Form von künstlerischen, kreativen und sportlichen Workshops, die als roten Faden die Beziehung zwischen „Polizei und Bevölkerung“ haben und von „Modellreferenten“ aus den vorrangigen Stadtvierteln geleitet werden, die erfahrene Profile haben: Schriftsteller, Zeichner, Hochleistungssportler, Schauspieler..

Diese Thementage finden meist während der Schulzeit statt.

Gegenüber der Bevölkerung: Veranstaltung und Moderation von Gesprächsrunden mit Polizei und Einwohnern, um beiden Seiten ein besseres Verständnis der gegenseitigen Realitäten zu ermöglichen und dauerhaftere Beziehungen aufzubauen. Es geht darum, den Menschen in den Regionen zu ermöglichen, ihre Positionen zum Ausdruck zu bringen, gehört zu werden und sie dazu zu bringen, sich einzubringen und am Leben der Stadt teilzuhaben.

Wir versuchen auch, Akteure und Entscheidungsträger für unsere Themen zu sensibilisieren, und zwar bei:

- Institutionen: Innenministerium, Polizeigewerkschaften, Polizeischulen, Bildungsministerium.. 

- gewählten Vertretern, Parlamentsabgeordneten  

Dazu organisieren wir geschlossene Seminare, die den Austausch zwischen Partnern ermöglichen, die sonst nie die Gelegenheit haben, ihre Standpunkte zu vergleichen. 

In Bezug auf Empowerment versuchen wir, gegen eine Selbstzensur anzugehen, die wir bei Jugendlichen aus Vororten in ihrer beruflichen Orientierung bemerken, da sie sich nicht legitimiert fühlen, bestimmte Ausbildungs- und Studiengänge zu wählen, und nicht über die Netzwerke verfügen, die ihnen den Zugang zu bestimmten Berufen ermöglichen. So entwickeln wir Aktionen, die das Zusammentreffen von Berufsvertretern, die aus Arbeitervierteln stammen, mit Schülern und Schülerinnen ermöglichen sollen, um eine leichtere Identifizierung zu ermöglichen und diese Phänomene der Selbstzensur zu bekämpfen: Organisation von Berufsmessen in Sekundarschulen und Gymnasien. Ziel ist es, dass Ärzte, Anwälte, Künstler, Unternehmer, Beamte und alle, die ihre Zeit mit Jugendlichen verbringen möchten, sich treffen, austauschen und eine Patenschaft übernehmen.

Wir haben auch vor, eine Webanwendung zu entwickeln, die es ermöglicht, junge Menschen, die sich für bestimmte Ausbildungs- oder Studiengänge interessieren, Auszubildende bzw. Studierende und Absolventen, die bereits berufstätig sind, miteinander in Kontakt zu bringen.

 

David LOPEZ: Ist in Vororten eine spezielle Arbeit erforderlich? Und wenn ja, welche?

Reda DIDI: In Bezug auf die Beziehung zwischen staatlichen Institutionen und der Bevölkerung stellen wir fest, dass die allgemeine Bevölkerung in Frankreich zwar ein hohes Maß an Vertrauen (ca. 70 %) in die Polizei hat, ein bestimmter Teil der Bevölkerung jedoch der Polizei Misstrauen und Ablehnung entgegen bringt: Jugendliche aus Arbeitervierteln und den Außenbezirken, die oft die Schule abbrechen, Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt haben und mit sozialen Problemen konfrontiert sind.

Die Erfahrungen von Kontrolle und Misshandlungen, die sich in häufigen Ausweiskontrollen zeigen, kommen zu anderen negativen Erfahrungen, insbesondere Diskriminierung, hinzu.

Die Angriffe auf Feuerwehrleute nehmen seit mehreren Jahren stetig zu. In den letzten zehn Jahren ist ihre Zahl um 23 % gestiegen. Die Faktoren dafür sind vielfältig, aber sie sind zum Teil auf die Ablehnung des Staates und die Auflösung der Beziehungen zwischen den Bürgern sowie auf eine Infragestellung der Autoritäten und der Institutionen im Allgemeinen zurückzuführen. Diese Gewalt erschwert die Einsätze der Feuerwehr und könnte sich langfristig negativ auf die Bereitschaft, in die Feuerwehr einzutreten, auswirken.

All diese Faktoren machen spezifische Maßnahmen in diesen Regionenn unerlässlich und entscheidend, um zu verhindern, dass sich die bestehende Kluft noch weiter vergrößert. 

In Bezug auf die Berufsberatung wird in den Arbeitervierteln ein echtes Phänomen der Selbstzensur festgestellt. Jugendliche haben Schwierigkeiten, bestimmte Ausbildungswege überhaupt für sich in Betracht zu ziehen. 

Laut einer vom Institut National de la Jeunesse et de l'Education Populaire im Jahr 2021 veröffentlichten Studie sind Jugendliche aus den QPV (Bezeichnung für im Rahmen der Stadtpolitik besonders geförderte Viertel) aufgrund ihrer familiären und sozialen Schwierigkeiten doppelt so stark von Arbeitslosigkeit betroffen wie andere Jugendliche: Von ihnen haben 22 % ein Niveau unterhalb der Berufsausbildung (CAP oder BEP), und die Zahl der Jugendlichen,  die weder studieren noch arbeiten noch eine Ausbildung absolvieren - den NEET (Not in Education, Employment or Training) - liegt mit 260 000 doppelt so hoch wie in anderen Stadtvierteln.

Diese Schwierigkeiten zeigen sich bereits in der neunten Klasse, der ersten Diskriminierungserfahrung, da es vielen SuS aus benachteiligten Verhältnissen nicht gelingt, eine Schulpraktikumsplatz zu finden, der ihren Wünschen entspricht. Fehlende Netzwerke, Selbstzensur, mangelnde Unterstützung - diese Jugendlichen suchen sich „aus Mangel an Alternativen“ Praktika in Einrichtungen oder Geschäften, die in der Nähe ihres Wohnorts Viertel liegen. 

Zwei Umfragen, die zwischen 2014 und 2016 unter der Schirmherrschaft der Mission d'animation du Fonds d'expérimentation pour la jeunesse (MAFEJ) des INJEP (Institut National de Jeunesse et d'Education Populaire) durchgeführt wurden, ermöglichen eine Analyse der Art und Weise, wie SuS und Auszubildende zu diesen ersten Erfahrungen gelangen, und der potenziellen Ungleichheiten. Die erste Studie befasst sich mit den Erfahrungen von SuS aus sozial stark kontrastierenden Sekundarschulen mit dem Praktikum in der neunten Klasse, während die zweite Studie die Wege von Auszubildenden und Gymnasiasten bei der Wahl und dem Zugang zum Berufsleben vergleicht. Diese Studien zeigen institutionelle Festlegungen, die bestimmte SuS (in Bezug auf ihr Wohngebiet, ihren sozialen Hintergrund, ihre ethnische Herkunft und ihr Geschlecht) offenbar davon abhalten, das Praktikum zu absolvieren, das sie gerne hätten, und so in ihrer beruflichen Orientierung eingeschränkt sind.

Es bedarf einer besonderen Arbeit, um gegen diese tiefgreifenden Ungleichheiten anzugehen. 

 

David LOPEZ: Welche Kooperationen sind unerlässlich, um eine Gesellschaft des Zusammenlebens anzustreben, die jede und jeden mitnimmt und es allen ermöglicht, sich als unverzichtbarer Teil dieser komplexen Gesellschaft zu fühlen? Bildung, Unternehmen, Zivilgesellschaft, Kollektive?

Reda DIDI: Heute ist aufgrund der immer komplexer werdenden Situation eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teilen der Gesellschaft auf allen Ebenen unerlässlich: natürlich im Bildungsbereich, indem Partnerschaften und Maßnahmen zwischen allen Gliedern der Bildungskette verstärkt werden, aber auch im Privatsektor, der insbesondere angesichts der Knappheit der öffentlichen Mittel auch seinen Teil dazu beitragen muss. 

Kollektive müssen ebenfalls einen Beitrag leisten, indem sie die Aktionen der Akteure der Zivilgesellschaft unterstützen. 

Das immer größer werdende Misstrauen in Institutionen und Behördensprache machen es notwendig, mehr sichere Räume für Dialoge zu schaffen, an der Vertrauensbildung zu arbeiten und den Menschen aus den Vororten mehr Platz und eine lautere Stimme zu geben. 

 

David LOPEZ: Was kannst du als jemand, der diese Verbindung zwischen den Institutionen und der Bevölkerung in den Vororten gut kennt, noch hinzufügen?

Reda DIDI: Seit 40 Jahren wiederholen sich die Unruhen in den sogenannten „Problemvierteln“ nach einem unveränderlichen Szenario: Ein brutaler Akt der Polizei oder ein Todesfall bei einem Polizeieinsatz erzeugt einen sofortigen moralischen Schock und Episoden von Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei sowie die Zerstörung von urbanem Mobiliar. 

Die letzte Episode im Juni 2023 nach dem Tod des jungen Nahel erscheint jedoch sowohl aufgrund ihres Umfangs als auch ihrer Intensität „außergewöhnlich“. Die Unruhen betrafen nicht nur Bereiche, die bei früheren Episoden von Gewaltausbrüchen verschont geblieben waren (mittelgroße Städte, Stadtzentren ...), sondern war auch in ihrer Intensität viel heftiger, vor allem im Vergleich zu 2005. 

Es scheint unerlässlich, die Frage nach einer umfassenden Begleitung und Betreuung der Jugendlichen auf ihrem gesamten Weg zu stellen, und zwar durch:

- starke Vorbilder 

- Unterstützung der Eltern 

- Rollenmodelle 

- Verhältnisses junger Menschen zu Geld 

Schließlich ist anzumerken, dass aus den Unruhen im Juni 2023 nicht genügend Vorschläge für die Beziehung zwischen Polizei und Bevölkerung entstanden sind. 

https://grainesdefrance.net/

David LOPEZ, Expert EPALE France

[Übersetzung : NSS EPALE France]

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Kommentar

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Mi., 24.04.2024 - 11:08

El articulo que escrivi sobre "Graines de France" plantea la cuestion del compromiso de jovenes que tienen unas origenes inmigrantes. Cuando durante las elecciones Europeas que vienen, este tema de la acogida del otro (otra) va ha ser muy fuerte, en Francia, con la subida de la extrema derecha que utiliza el miedo para crear un racismo fuerte. Me gustaria saber que opinan los educadores de Espana sobre este tema. 

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