Die Resozialisierungsinitiative "Anstoß für ein neues Leben"

Die Besuche in Haftanstalten haben in der Sepp-Herberger-Stiftung eine gute und lange Tradition. Sepp Herberger selbst besuchte im Jahre 1970 erstmals die JVA Bruchsal und verfügte testamentarisch, dass sich die Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes auch in diesem Bereich engagieren solle. Die Stiftung ist die alleinige Erbin der kinderlosen Eheleute Herberger.
Bis heute besuchen Persönlichkeiten des deutschen Fußballsports bundesweit Haftanstalten zu Gesprächsrunden und Trainingseinheiten und übergeben dabei unter anderem Trainingsmaterialien.
Der Schwerpunkt des Stiftungsengagements liegt seit dem Jahr 2008 mit der Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ im Bereich des Jugendstrafvollzugs.
Gemeinsam mit starken Partnern aus dem Justizbereich, der Bundesagentur für Arbeit sowie den DFB-Landesverbänden wird ein Netzwerk gebildet, um mit den Jugendstraftäter*innen während der Inhaftierung eine Perspektive für die Zeit nach der Haft zu erarbeiten.
Dabei spielen die drei Säulen „Fußball“, „Arbeit/Beruf/Schule“ und „Soziales“ eine wesentliche Rolle.
In der Kategorie „Fußball“ werden beispielsweise durch die jeweiligen DFB-Landesverbände in den Haftanstalten Ausbildungen zu Schiedsrichter*innen, Trainer*innen oder Vereinsmitarbeiter*innen angeboten. Die Idee ist, dass die Jugendlichen nach der Haftentlassung in jeder denkbaren Rolle in die „Fußballfamilie“ finden können. Hier gibt es bereits viele verschiedene gelungene Beispiele.
Die Säule „Arbeit/Beruf/Schule“ wird vorrangig durch unseren Kooperationspartner, die Bundesagentur für Arbeit, gefüllt. So besuchen beispielsweise Berufsberater*innen die Haftanstalten und bieten Berufswegeplanungen an.
In der Säule „Soziales“ werden unterschiedliche persönlichkeitsbildende und sozialintegrative Maßnahmen umgesetzt. So geht beispielsweise mit Christoph Rickels ein Opfer einer Gewalttat in die Haftanstalten und referiert dort über Konfliktbewältigung und gewaltfreies Miteinander. Auch die Vorträge „Volle Pulle“ des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Uli Borowka gehören dazu. Im Rahmen dieser Vortragsreihe berichtet er von seiner Karriere und seinen Umgang mit der Alkoholsucht. Zum Thema gewaltfreie Kommunikation werden die Rap-Workshops „Teamsong“ durchgeführt.
Derzeit beteiligen sich 20 Jugendstraf- und Justizvollzugsanstalten aus zehn Bundesländern an der Initiative. Jede teilnehmende Justizeinrichtung hat zudem einen prominenten Paten aus dem Fußballsport (in der Regel einen Klub oder ein Einzelsportler bzw. eine Einzelsportlerin). Pro Haftanstalt können maximal 20 Jugendliche an dem Programm teilnehmen. Die Rest-Haftdauer beträgt in der Regel maximal zwei Jahre. Die Auswahl der Teilnehmer obliegt der jeweiligen Justizeinrichtung. Das Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal ist der jährliche sportliche Höhepunkt der Resozialisierungsinitiative. In diesem Jahr findet das Turnier am 17. Mai 2025 in der JVA Wuppertal-Ronsdorf statt.
Weitere Informationen unter www.dfb-stiftungen.de
Autor des Artikels: Nico Kempf