Studierende und Praktiker lernen gemeinsam

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Die Universität Würzburg startet mit sieben europäischen Partneruniversitäten und zwei europäischen Praxisverbänden ein neues Projekt zum lebenslangen Lernen. Im Fokus steht die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis.
Das Berufsfeld der Erwachsenen- und Weiterbildung ist seit vielen Jahren stark von internationalen Entwicklungen beeinflusst. Bestimmte Defizite finden sich deshalb grenzüberschreitend: Da sind zum Einen der von der Europäischen Kommission an vielen Stellen kritisierte Fachkräftemangel und die Diskrepanz zwischen notwendigen und vorhandenen Fortbildungsmöglichkeiten, die sich auch im erwachsenenpädagogischen Tätigkeitsfeld wiederfinden lassen. Dazu gehört zum Anderen aber auch die Herausforderung der Verknüpfung von universitären Studieninhalten mit den Anforderungen der Praxis.
Vor diesem Hintergrund haben sich die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und eine Reihe von Partneruniversitäten und Praxisverbänden in Europa in einem neuen Projekt zusammengeschlossen, um das Verständnis und den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis voranzubringen. Ziel ist es, sowohl Studierende als auch Praktiker im Bereich der Erwachsenenbildung und des lebenslangen Lernens mit dem nötigen Wissen und den nötigen Fähigkeiten auszustatten. Innovative Lehrmethoden sollen dieses Vorhaben unterstützen.
Das INTALL-Projekt

Mit ihrem Vorhaben müssen die Projektpartner nicht beim Stand Null beginnen. Sie können vielmehr auf den Ergebnissen eines Vorgängerprojekts aufbauen, das in den vergangenen drei Jahren ebenfalls an der JMU koordiniert wurde und das jetzt ausgelaufen ist: COMPALL – Comparative Studies in Adult Education and Lifelong Learning.
Die Winter School als gemeinsames Lernerlebnis
Ein wichtiger Bestandteil von COMPALL war eine internationale Winter School, die innerhalb des Projekts drei Mal angeboten wurden. Insgesamt 230 Studierende aus allen beteiligten Partneruniversitäten haben sich dort mit Fragen der Erwachsenen- und der Weiterbildung auseinandergesetzt; angeleitet wurden sie von 61 Dozentinnen und Dozenten. Im Rahmen von INTALL soll diese Winter School auch in Zukunft gemeinsam mit Praktikerinnen und Praktikern der Erwachsenenbildung/Weiterbildung fortgesetzt werden.
Gemeinsames Kennzeichen der Winter Schools ist ihr spezieller didaktischer Rahmen – die sogenannte „Blended-Learning-Methode“. Diese bringt Studierende und das Personal aus der Erwachsenenbildungspraxis in einem gemeinsamen Lern-Setting zusammen. Gemeinsam arbeiten sie an der Konzeption innovativer Lehrmethoden, die im Studienprogramm zum Einsatz kommen sollen.
Ein weiteres Arbeitspaket befasst sich mit der gezielten Förderung der Beschäftigungsfähigkeit von Studierenden in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Um das Programm inklusiv, nachhaltig und anschlussfähig zu gestalten, ist darüber hinaus eine frei zugängliche Onlineversion des Programms geplant. Dies erlaubt es, auch physisch nicht mobile Interessenten an dem Lernerlebnis teilhaben zu lassen. Die didaktischen Methoden und Online-Materialien werden im Laufe der dreijährigen Laufzeit auf der Projekthomepage zur Verfügung gestellt.
Zusätzlich werden drei Veranstaltungen für Multiplikatoren angeboten, in denen die Ergebnisse des Projekts stückweise vorgestellt und mit dem internationalen Fachpublikum diskutiert werden. Damit schafft das Konsortium die Möglichkeit, das gemeinsame Modul auch über die Projektbeteiligten hinaus einzusetzen.
Das COMPALL-Projekt

Diese Methode des forschungsbasierten Lernens trägt dazu bei, dass sich die Teilnehmenden eigenständig mit erwachsenenpädagogischen Fragestellungen auseinandersetzen. Sie können damit nicht nur Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Erwachsenenbildung/Weiterbildung in den unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten erarbeiten, sondern auch aufgrund dieser Kontexte interpretieren. Die Interpretationsmuster, die sich dabei herauskristallisieren, sollen dazu beitragen, Erkenntnisse quantitativ orientierter Vergleichsstudien besser einordnen und verstehen zu können.
Im COMPALL-Projekt haben die Beteiligten eine Didaktik international vergleichenden Vorgehens in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung entwickelt und publiziert, ein internationales Netzwerk von Studierenden, Professorinnen und Professoren in der Erwachsenbildung/Weiterbildung aufgebaut sowie ein Online-Tutorial zur internationalen Erwachsenbildung entwickelt. Zudem haben sie drei Sammelbände mit den Erkenntnissen der international vergleichenden Gruppenarbeiten publiziert.
Die Hochschulrektorenkonferenz hat das COMPALL-Projekt mittlerweile als „Best-Pratice-Beispiel“ in ihr Projekt nexus aufgenommen. Anhand solcher Beispiele sollen Hochschulen bei der Weiterentwicklung ihrer Studienprogramme und dem Ausbau der Studienqualität unterstützt werden.
Quelle: Online Magazin der Universität Würzburg
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