Inklusion im Erasmus+ Projekt "Safe international"
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Vorab muss gesagt werden, dass Inklusion in einem System wie es aktuell in Deutschland besteht, nur bedingt möglich ist. Um Inklusion wirklich auf allen Ebenen umzusetzen, müssten sich strukturell fundamentale Dinge ändern, damit alle Menschen gleichwertige Teile der Gesellschaft sein können und diese sich deren unterschiedlichen Bedarfen anpassen, nicht umgekehrt.
Safe– Straßensozialarbeit für Erwachsene arbeitet sozialraumorientiert, dies meint eine erweiterte Sicht auf die Menschen und ihre unmittelbare Umgebung. Wir begreifen jeden Menschen als schaffendes Wesen. Er wird in diesem Sinne ermutigt, sein Lebensumfeld aktiv zu gestalten, und wir schaffen Möglichkeiten, dieses Potential zu nutzen.
Job-Shadowing in Rumänien
Inklusion war insofern Thema unseres Job- Shadowing Projekts in Rumänien, da dieser Aspekt in unserer Arbeit per se immer mitgedacht werden muss. Unser Klientel besteht aus Menschen, die in vielen Fällen gesellschaftlichen Ausschluss oder erschwerte Zugänge zu vielen Dingen, wie beispielsweise Behörden, erfahren. Menschen, die von Armut betroffen sind, erleben innerhalb der Gesellschaft häufig weniger Wertschätzung, werden stigmatisiert und sind oftmals von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen. Teil unserer Arbeit ist daher auch immer, darauf hinzuwirken, dass Strukturen geschaffen werden, die unserem Klientel ermöglichen in gleichem Maße an allen gesellschaftlichen Vorgängen teilzuhaben, wie alle anderen Menschen auch.
Aktuell stehen wir kurz vor dem Start, ein Konzept für Peers im Streetwork zusammen mit Adressatinnen und Adressaten zu planen. Dieses sieht (ganz vereinfacht ausgedrückt) vor, dass Adressatinnen und Adressanten aktiv in Beteiligungsprozesse ihr (Erfahrungs-)Wissen einbringen können. Inklusion war vielleicht nicht zwangsläufig Hauptthema unseres Projekts, wurde anteilig jedoch immer mitgedacht. Bei Hospitationen in verschiedenen Projekten in Cluj und Sibiu, dem Austausch mit Fachpersonal vor Ort und dem Knüpfen neuer Kooperationen wurde unser Blick dafür geschärft, klassistische und rassistische Barrieren zu erkennen. Mit diesem Wissen können wir diesen im Rahmen unserer Arbeit künftig besser entgegenwirken und zu deren Abbau beitragen. Klar und deutlich wurde dies beim Erfahrungsaustausch durch die rumänischen Partner in Bezug auf die Situation von Roma an uns kommuniziert. Hier bestehen immer noch unglaublich große Hürden und Zugangsschwierigkeiten in vielen Bereichen. Diese Barrieren sind für uns auch in Deutschland erkennbar. So werden Menschen klassisch ausgegrenzt und mit Vorurteilen belegt (z.B.: „Bettelbanden“, „Kriminelle“, „Sozialleistungsschmarotzer“ etc.).
Bildnachweis: (c) Erasmus+ Projekt Safe international
Besseres Verständnis für die Lebenswelt der Klient*innen
Ziele unseres Projekts waren unter anderem der fachliche Austausch mit Projekten in Rumänien, das nachhaltige Knüpfen von Kontakten vor Ort und ein besseres Verständnis für die Lebenswelt der Klient*innen, welche von Rumänien nach Deutschland kommen, durch das für sie sehr große Netz der sozialen Sicherung fallen und bei uns im Streetwork für Erwachsenen als Adressat*innen „landen“. Aus den dabei gewonnenen Erkenntnissen sollen Mitarbeitende aus der Wohnungslosenhilfe in Zukunft besser für die Lage dieser Klientinnen und Klienten sensibilisiert werden und mit einem diskriminierungskritischen Blick auf Armut und klassistische sowie rassistische Machtverhältnisse Strukturen schaffen, in denen Inklusion wirklich stattfinden kann.
Durch den Besuch in Rumänien angeregt, überlegen wir gerade sehr konkret, einen online-Fachtag zum Thema Roma und deren Ausgrenzung in Rumänien und Deutschland durchzuführen. Dazu haben wir auch mit den rumänischen Partnern Vorgespräche geführt und konnten teilweise auch schon Selbstvertreterinnen und -vertreter für eine mögliche Umsetzung gewinnen.
Autoren:
Helen Matzke und Tino Neufert, Sozialarbeiter*innen bei „Safe-Straßensozialarbeit für Erwachsene“, SZL Suchtzentrum gGmbH
