Blag
Erwachsenenbildung und soziale Ungleichheit: Relevante Fragestellungen bei der Strategieentwicklung für „Upskilling Pathways“
/ga/file/inequalities-and-adult-learningInequalities and adult learning

Autor des englischen Originaltextes: Simon Broek, Übersetzung: EPALE Österreich
Die Erwachsenenbildung gilt weithin als ein Instrument zur Förderung sozialer Inklusion. EPALE-Themenkoordinator Simon Broek kommt jedoch zu einem ganz anderen Schluss: Nicht richtig umgesetzt, könne die Erwachsenenbildung die soziale Ungleichheit sogar verstärken.
Seit einigen Jahrzehnten wird die Erwachsenenbildung in vielen Strategiepapieren (auf europäischer Ebene) als zweite Chance anerkannt, um Kompetenzlücken zu schließen und Chancengleichheit und mehr Gerechtigkeit zwischen unterschiedlichen Gruppierungen von Erwachsenen zu schaffen. Zudem ergab eine Untersuchung der Initiative „Upskilling Pathways“ folgende Ergebnisse:
Nahezu 70 Millionen Europäerinnen und Europäer verfügen über unzureichende Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen und haben Schwierigkeiten im alltäglichen Umgang mit digitalen Instrumenten. Sie sind damit einem höheren Risiko von Arbeitslosigkeit, Armut und gesellschaftlicher Isolation ausgesetzt.
„Upskilling Pathways“ verfolgt das Ziel, Erwachsene dabei zu unterstützen, die nötigen Grundlagen für Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten und digitale Kenntnisse und/oder zusätzliche Kompetenzen zu erwerben, um einen weiterführenden Bildungsabschluss auf Sekundarstufe oder einen vergleichbaren Abschluss erreichen zu können (Stufe 3 oder 4 des Europäischen Qualifikationsrahmens (European Qualifications Framework, EQF), je nach nationalen Gegebenheiten).
Verstärkt die Erwachsenenbildung die soziale Ungleichheit?
Allerdings gibt es auch eine ganz andere Sichtweise auf die Rolle der Erwachsenenbildung und deren Folgen für die Chancengleichheit: Demnach werde die soziale Ungleichheit durch die Erwachsenenbildung sogar verstärkt. Dieser Aspekt soll hier genauer untersucht werden.
Viele Studien belegen, dass der erreichte Bildungsgrad einen Einfluss darauf hat, inwieweit Erwachsene an Schulungsaktivitäten teilnehmen. Für Personen, die mindestens eine Ausbildung auf Sekundarstufe absolviert haben, besteht eine drei Mal höhere Wahrscheinlichkeit, Erwachsenenbildungsangebote wahrzunehmen. Die Soziologie spricht vom Matthäus-Effekt als Akkumulationsprinzip des Erfolgs. Demnach ruft eine Erfolgschance immer neue Erfolge hervor, während das Ausbleiben einer solchen Chance zur dauerhaften Erfolglosigkeit führt.
Automatisierung am Arbeitsplatz
Im Rahmen einer OECD-Studie wurde analysiert, inwieweit eine Bedrohung von Arbeitsplätzen durch Automatisierungslösungen besteht – mit folgendem Ergebnis:
- 15 % aller Arbeitsplätze sind ersetzbar durch Computer und Maschinen.
- 30 % aller Arbeitsplätze sind potenziell durch eine vollständige Automatisierung bedroht.
Dieses Ergebnis erscheint alarmierend, ist jedoch wenig überraschend – schließlich musste sich die erwerbstätige Bevölkerung schon immer an neue Entwicklungen anpassen, und das wird auch in Zukunft so sein.
Für eine solche Anpassung müssen Erwerbstätige die richtigen Kompetenzen mitbringen – und genau hier liegt das Problem der zunehmenden Chancenungleichheit, die auf die Erwachsenenbildung zurückzuführen ist.
Die OECD-Analyse (erstellt auf der Basis von PIAAC) zeigt, dass die Automatisierung eher zu einer Polarisierung im Arbeitsmarkt führt als zu einer Massenarbeitslosigkeit. Für diejenigen, die nicht über die Fähigkeiten und Kompetenzen für höher qualifizierte Tätigkeiten verfügen, sind die Chancen geringer, ihre berufliche Karriere voranzubringen und ihren Lebensstandard zu verbessern.
Es ist allgemein bekannt, dass gering qualifizierte Erwachsene weniger Schulungsangebote wahrnehmen als Personengruppen, die eine höhere Qualifikation vorweisen können. Zudem bieten kleine und mittelständische Unternehmen weniger Weiterbildungsmaßnahmen an als größere Unternehmen. Angesichts dessen bedeuten Bildungsmöglichkeiten für Geringqualifizierte daher eher eine Verstärkung der sozialen Ungleichheit als deren Lösung. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass auf Arbeitgeberseite Investitionen in bereits qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger Kosten verursachen als neues Personal von Grund auf auszubilden.
Upskilling Pathways
Wie lässt sich sicherstellen, dass neue Strategien zu einem Teil der Lösung werden statt neue Probleme zu schaffen? Auf diese Frage müssen nationale Entscheidungsträger und Interessenvertreter im Bereich der Erwachsenenbildung bei der Entwicklung ihrer Strategien für „Upskilling Pathways“ eine Antwort finden. Relevant sind auch weitere Fragestellungen, wie:
- Inwieweit haben alle Erwachsene einen Zugang zur Erwachsenenbildung? Welche Hürden bestehen für die Lernenden beim Einstieg in Bildungsangebote?
- Wie können diejenigen, bei denen Bildungsbedarf besteht, mit Lernangeboten erreicht werden? Welche Unterstützungsmöglichkeiten bestehen für benachteiligte Lernende?
- Wie effektiv sind die Maßnahmen, um die Personengruppen zu erreichen, bei denen der Bildungsbedarf am größten ist?
- Inwieweit sind die Bildungsangebote auf die Bedürfnisse derer zugeschnitten, die sie am dringendsten benötigen?
Abschließend sei angemerkt, dass „Upskilling Pathways“ das Ziel verfolgt, allen Erwachsenen die Möglichkeit zur Verbesserung ihrer Kompetenzen und Qualifikation zu bieten. Dafür müssen jedoch Strategien im Hinblick auf Personengruppen entwickelt werden, die mit Bildungsinitiativen schwieriger erreicht werden können und nicht einfach in entsprechende Angebote integriert werden können – ein kostspieliger Prozess mit ungewissem Ausgang. Wir müssen daher unsere bestehenden Strategien auf den Prüfstand stellen und dürfen uns nicht nur mit der Realisierung einfach gesteckter Ziele zufrieden geben. Vielmehr müssen wir weitere Anstrengungen unternehmen und Systeme etablieren, in denen die Erwachsenenbildung eine echte Lösung für soziale Ungleichheit darstellt.
Simon Broek war an mehreren europäischen Forschungsprojekten zu Bildung, Arbeitsmarktfragen und dem Versicherungswesen beteiligt. Er hat die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und europäische Agenturen zu Fragen im Bereich Bildungspolitik, lebenslanges Lernen und Arbeitsmarkt beraten und ist geschäftsführender Gesellschafter im Ockham Institute of Policy Support.

- Ar mhaith leat tuairim a thabhairt? Logáil isteach nó cláraigh
- 1 of 2
- ar aghaidh ›

- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote

Svarīgs ir atbalsts no darba devēja puses, lai mazinātu šo sabiedrības plaisu. Ja darba devējs ir gatavs piedāvāt iespēju un atbalstu mazkvalificēta personāla zināšanu pilneidei un, iespējas, karjeras izaugsmes iespējas, tad arī, ne viesiem, bet vismaz daļai radīsies ne tikai iespēja, bet arī vēlme pašpilnveidošanai un ticība sevī.
- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote

Manuprāt, nevienlīdzība cilvēku starpā vienmēr pastāvēs un pieaugušo izglītība nav tas vienīgais iemesls kā dēļ. Visi cilvēki jau pēc savas būtības nav vienādi, katram ir savi dzīves uzskati, pieradumi, viedokļi... Tāpēc izglītības līmenis un prasmju kopums ir atkarīgs tikai no cilvēka motivācijas kaut ko papildus uzzināt, apgūt un virzīties tālāk. Tie cilvēki, kuri papildus nemācas parasti iekšapzinā ir apmierināti ar savas dzīves situāciju, jo viņi tikai lamā un vaino visus apkārt, ka viņi ir tādi, kādi ir, bet paši, lai kaut ko mainītu, neko nedara. Es domāju, ka nav nekādas jēgas biedēt viņus ar to, ka vairāki amati tiks automatizēti nākotnē. Šādiem cilvēkiem ir jāpazaudē viss, lai iesāktu kaut ko darītu un virzītos uz priekšu. Es uzskatu, ka pieaugušo izglītība ir laba lieta. Tai, protams, ir jābūt pieejamai katram, bet nav naivi jādomā, ka visi šo iespēju izmantos – tā nebūs. Laba iespēja vienmēr sasniegs savu mērķauditoriju!
- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote

- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote

- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote

- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote

- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote

- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote

- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote

- Logáil isteach or cláraigh to post comments or vote
- 1 of 2
- ar aghaidh ›
| Bí linn ar