Erasmus+ Strategische Partnerschaften – Neue Projekte mit Schwerpunktthema Chancengleichheit und Inklusion

Autor: Torsten Schneider
Perspektivlosigkeit, Diskriminierung, Ausgrenzung und Radikalisierung. Hierbei handelt es sich um Probleme und Herausforderungen, die Bildungseinrichtungen in allen europäischen Staaten betreffen. Warum also nicht über den Tellerrand schauen und lernen, wie anderswo mit der Frage nach der Verwirklichung von Chancengleichheit und Inklusion umgegangen wird? Das Europäische Förderprogramm Erasmus+ bietet mit Leitaktion 2 - Strategische Partnerschaften hierzu die Möglichkeit.
Wie schon in den Vorjahren, bildet Chancengleichheit und Inklusion ein Schwerpunktthema von mehr als der Hälfte der 2017 in Förderung gegangenen Strategischen Partnerschaften in der Erwachsenenbildung. Der europäische Methodenaustausch steht hier ebenso im Vordergrund wie die Entwicklung innovativer Methoden und Verfahren. Die Bandbreite und die Vielzahl an Zielgruppen sind repräsentativ für den großen Handlungsbedarf in diesem Bereich.

Angesichts der Zuwanderung und globalen Fluchtbewegung der letzten Jahre ist es nicht verwunderlich, dass eine Vielzahl der Partnerschaften einen besonderen Fokus auf die Integration von Geflüchteten und ImmigrantInnen legt. Beispielsweise erarbeitet die Technische Universität München im Projekt „Urban GArdens for the social INtegration of migrants“ einen Ansatz zur Integration von durch urban gardening. Ein Onlinelernspiel zum Abbau von Vorurteilen wird im Rahmen des von Solar e. V. koordinierten Projekts „In the footsteps of a migrant“ konzipiert.
Einen weiteren Themenschwerpunkt bildet die Validierung von Fähigkeiten. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung e. V. Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) und seine Partner beschäftigen sich beispielsweise in „aSsessing Competences fOr fUTure“ mit der Kompetenzfeststellung von Geflüchteten auf Grundlage des ProfilPASS und entwickeln darauf basierend ein Schulungskonzept für BeraterInnen.
Auch das angesichts der demographischen Entwicklungen zunehmend bedeutende Thema des Lernerns und der gesellschaftlichen Beteiligung älterer Menschen spielt eine Rolle. In „Training older experts to share their knowledge and create their own learning material“ gehen das Institut für Lern-Innovation der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und seine Partner etwa der Frage nach, wie SeniorInnen ihr (Fach-) Wissen mit anderen Menschen teilen können.
Die Grundbildung als ein Kernthema der Erwachsenenbildung wird ebenfalls aufgegriffen. So produziert beispielsweise die Partnerschaft „Professionalisierung von Trainern für Arbeitsorientierte Grundbildung“, koordiniert durch bbb Büro für berufliche Bildungsplanung R. Klein & Partner GbR, neue Konzepte in diesem Bereich.
Überdies wird die gesellschaftliche Teilnahme von Menschen mit Behinderung von mehreren neuen Projekten thematisiert. So befassen sich das „Netzwerk der Gehörlosen-Stadtverbände e.V.“ und seine europäischen Partner in „Aufbau und Vernetzung von Stadtführungen in Gebärdensprache“ mit Möglichkeiten zur Schulung von StadtführerInnen in Gebärdensprache.
Im Hinblick auf Chancengleichheit und Inklusion von Bedeutung ist zudem die Frage nach den Möglichkeiten Einzelner zur Mitgestaltung politischer Prozesse und gesellschaftlicher Entwicklungen. Dies spiegelt sich deutlich in den aktuellen Strategischen Partnerschaftsprojekten wider. In „READ IT - Active citizens in rural areas“, das durch das Europahaus Bad Marienberg koordiniert wird, tauscht das Konsortium Methoden guter Praxis für bürgerschaftliches Engagement im ländlichen Räumen aus. Die durch das Comparative Research Network e. V. koordinierte Konsortium befasst sich in „Scie-citizens - Evaluating Bridges between science, education and society“ mit der Herausforderung, breite Bevölkerungsschichten in Forschungsprozesse einzubeziehen und zu beteiligen, um somit Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu bauen.
Die Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft, die sich durch Zusammenhalt und gleiche Chancen auszeichnet, wird auch zukünftig eine der Herausforderung für die Erwachsenenbildung darstellen. Europäische Impulse werden hier weiterhin von Bedeutung sein. Die Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung freut sich auch in den kommenden Antragsrunden auf Projektideen und steht für Fragen gerne zur Verfügung.
Kontakt: partnerschaften-erwachsenenbildung@bibb.de, 0228 107 1300