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Verschwunden aus der Berufsschule

Zusammenfassung: Jedes Jahr verlassen etwa 5000 Schülerinnen und Schüler die Berufsschulen Lettlands ohne einen Abschluss, die meisten davon junge Männer. Das ist eine hohe Zahl für den bereits unter Druck stehenden Arbeitsmarkt des Landes. Was sind die Gründe und wo finden sich die Schüler danach wieder?

Original language: Latvian

Jedes Jahr verlassen über 5000 Schülerinnen und Schüler, die meisten davon junge Männer, die Berufsschulen Lettlands, ohne einen Abschluss gemacht zu haben. Für den bereits unter Druck stehenden Arbeitsmarkt des Landes ist das eine hohe Zahl. 

Die Journalistinnen Inga Springe und Sanita Jemberga gehen der Frage nach, woran das liegt und wo die Betroffenen sich danach wiederfinden. Wo landen die jungen Erwachsenen mit unzureichender Bildung und geringen Grundfertigkeiten?  

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Edgars und Arturs aus Ventspils nahmen zweimal Anlauf an Berufsschulen, aber brachen jedes Mal ab. Auf diese Weise verschwinden jedes Jahr 5000 Berufsschüler.  Photo von Reinis Hofmanis

Edgars (18) und Arturs (19) lernten nur wenige Wochen lang am Staatlichen Technischen Kolleg für Landwirtschaft in Kandava. Die zwei besten Freunde aus Ventspils hatten sich letztes Jahr eingeschrieben und stellten schnell fest, dass sie vom Leben anderes erwarteten als zu lernen, wie man Gras mäht, landwirtschaftliche Betriebe führt und die Qualität von Hühnereiern beurteilt. 

Der erste Versuch hatte direkt nach dem neunten Schuljahr an der nahegelegenen Sekundarberufsschule in Ventspils stattgefunden. Arturs wollte Elektriker werden, merkte aber schnell, dass er das nicht erreichen können würde – „zuviel Mathe“. Edgars wiederum bestand die Aufnahmeprüfung für Kfz-Mechanik nicht, in der alle Plätze vergeben waren. Stattdessen wurde ihm ein Platz in dem technischen Ausbildungsprogramm Autobau angeboten, aber er „mochte es nicht. Die Anforderungen waren hoch und man musste viel lernen.“ Nach drei Wochen gaben die Freunde ihre Ausbildung auf.

Damit sind sie nur zwei von ungefähr 5000 Berufsschülern, die jedes Jahr ohne Abschluss die Technischen Schulen verlassen, wie aus den Daten des lettischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft hervorgeht. Bei den meisten handelt es sich um junge Männer. Die Mehrheit bricht ihre Ausbildung im ersten Semester ab, wobei nur 42% davon zuvor frühzeitig aus der allgemeinbildenden Sekundarschule ausgestiegen bzw. Schulabbrecher sind. Die Betroffenen sind von ihrem Fach enttäuscht, finden die Ausbildung zu schwierig, oder sie bzw. ihre Familien haben zu wenig Geld, wie die von „Re: Baltica“ befragten Lehrer und Schüler erklärten.

An Sekundarschulen hingegen, wo das Pensum nicht leichter ist, liegt die Abbrecherquote bei lediglich 1,5%. Warum ist der Unterschied hier so groß?

Die von „Re: Baltica“ zusammengetragenen Fakten lassen die folgende Schlussfolgerung zu: Die Berufsschulen nehmen junge Menschen mit schlechteren Noten oder Verhaltensauffälligkeiten auf, die die Sekundarschulen nicht unterrichten wollen, damit ihr Niveau nicht sinkt. Häufig lautet die Begründung „lasst sie wenigstens einen Beruf erlernen“. Die Berufsschulen aber sind nicht darauf vorbereitet, mit solchen Jugendlichen zu arbeiten, von denen viele aus Familien kommen, wo die Eltern ihre Kinder nicht unterstützen können oder nicht wissen, wie sie das tun sollen.

Enorme Summen wurden investiert, aber zahlen sich diese auch aus?

Seit 2009 arbeitet das Ministerium für Bildung und Wissenschaft zusammen mit Arbeitgebern hart daran, die Berufsschulen für junge Menschen attraktiver zu machen. So wurden mit 183 Millionen Euro aus EU-Mitteln 19 Kompetenzzentren für die berufliche Bildung geschaffen, indem Berufsschulen zusammengelegt, renoviert sowie mit moderner Technik ausgestattet wurden. Dies hat funktioniert. Die Zahl der Schüler an Berufsschulen stieg Jahr für Jahr und betrug letztes Jahr 39% gemessen an der Gesamtzahl aller Schüler. Inspiriert vom Beispiel der deutschen Industrie wünscht sich die Regierung, dass bis 2020 die Hälfte aller lettischen Schüler an Berufsschulen lernt.

„Nach meiner Erfahrung als Ministerpräsident ist der berufsbildende Unterricht gegenwärtig das wichtigste Element des lettischen Bildungssystems“, sagte der lettische Ministerpräsident Māris Kucinskis vor den Schülerinnen und Schülern der Staatlichen Technischen Schule in Riga in seiner Ansprache am 1. September während einer Feier anlässlich des Beginns des neuen Schuljahres. 

Doch trotz der hübsch renovierten Schul- und Wohnheimgebäude und den flammenden Reden von Politikern und Unternehmern zur Wichtigkeit eines erlernten Berufs bleibt eine wichtige Frage offen, auf die es bisher keine Antwort gibt: Wie sieht die Qualität des Unterrichts aus und inwieweit sind die Schulen auf die Arbeit mit den Jugendlichen vorbereitet? 

Heute Wurst und Nudeln, morgen nur Nudeln

Als Edgars an der Sekundarberufsschule in Ventspils das erste Mal seine Ausbildung abbrach, ging er im Anschluss nach Schweden zu seinem Bruder, um dort auf einem Bauernhof zu arbeiten. Ein Jahr später, als er sich am Staatlichen Technischen Kolleg für Landwirtschaft in Kandava eingeschrieben hatte, musste er sich mit der lettischen Wirklichkeit auseinandersetzen. „Ich hatte mich in Schweden daran gewöhnt, Geld zu haben – ich konnte alles kaufen, was ich wollte. In der Schule dagegen musste ich jeden Euro zweimal umdrehen und mir überlegen, ob ich heute Wurst oder Nudeln essen würde und am nächsten Tag wieder Nudeln“, erzählt er. Er verließ die Berufsschule, noch bevor er den ersten Ausbildungszuschuss erhielt, der an der Schule in Kandava etwa 150 Euro beträgt, wenn die Noten zufriedenstellend sind. Vor diesem Hintergrund beschlossen Edgars und Arturs, arbeiten zu gehen. Edgars arbeitet in Ventspils als Klempner, so wie sein älterer Bruder. Seine beiden Schwestern gehen noch zur Schule. Seine Mutter arbeitet in einem Laden, sein Vater als Holzfäller. Arturs wiederum ist als Belader in einem Warenlager tätig.

Der Mangel an Geld ist für die Berufsschüler ein schwerwiegendes Hindernis. Aus den Daten verschiedener Untersuchungen geht hervor, dass die Berufsschulen einen hohen Anteil an Schülern aus weniger wohlhabenden Familien haben.  Eine vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft in Auftrag gegebene Studie zeigte, dass im Jahr 2014 von den Schülern, die die allgemeinbildende Sekundarschule abgebrochen hatten, durchschnittlich vier Schüler aus armen Familien stammten, während diese Zahl bei den Berufsschulen dreimal höher war und 13 Schüler betrug. Weiterhin zeigte sich bei einem Vergleich der Schüler von Alleinerziehenden, dass bei den allgemeinbildenden Schulen 4 Schüler abbrachen, wohingegen bei den Berufsschulen 15 Schüler mit einem alleinerziehenden Elternteil die Ausbildung abbrachen.

Im letzten Jahr verließen am Staatlichen Technischen Kolleg für Landwirtschaft in Kandava 36 von 400 Schülern vorzeitig die Schule. Einige von Ihnen zogen um, aber laut Schuldirektor Dace Rozentale war für die meisten die geringe finanzielle Unterstützung das Problem. „Ich sage den Schülern immer wieder: Wenn ihr irgendwelche Probleme habt, kommt her und wir besprechen das, aber es kommt kaum einer, weil sie Angst haben, ausgelacht zu werden.“ Die Schule kann die Ausgaben für die Unterkunft der Schüler übernehmen und einen einmaligen Zuschuss zahlen. Bei Bedarf zieht die Schule auch soziale Träger hinzu.  „Es gibt Lehrer, die dafür sorgen, dass ihre Schüler jeden Tag zu einer Suppenküche gehen können, und die Schüler gehen auch“, berichtet Rozentale.

Der Mangel an Geld in armen Familien wird häufig von Stress, Verhaltensstörungen und verschiedenen Suchterkrankungen begleitet. An den Berufsschulen, in denen viele Jugendliche aus diesen Familien landen, werden keine Sozialpädagogen oder Psychologen von Regierungsseite finanziert. Stattdessen hängt die Beschäftigung dieser Spezialisten vom Schulbudget ab – das Staatliche Technische Kolleg für Landwirtschaft in Kandava zum Beispiel kann sich diese nicht leisten. Es gibt keine Zahlen dazu, wie viele Berufsschulen solche Experten beschäftigen.

„Wir brauchen definitiv einen Spezialisten, denn die Jugendlichen haben viele Probleme zuhause und zum Teil auch Probleme psychologischer Art“, so Mara Zilvinska, die als Chemielehrerin am Kolleg für Landwirtschaft in Kandava arbeitet.

Ein OECD-Bericht zum Thema Bildung in Lettland hebt hervor, dass Experten, die Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen helfen könnten, von den Schulen am nötigsten gebraucht werden. „Ein Psychologe oder Sozialpädagoge ist der erste wichtige Anlaufpunkt sowohl für Jugendliche, Eltern und Lehrer als auch bei der Kommunikation mit sozialen Trägern“, heißt es in dem Bericht.

Ein weiteres von der EU finanziertes Projekt, das über einen Zeitraum von fünf Jahren nahezu 40 Millionen Euro für die Reduzierung der Schulabbrecherquote bereitstellen will, soll bei der Entschärfung der Situation helfen. Der Hauptteil des Geldes ist für die materielle Unterstützung der Schüler in den Bereichen Verpflegung, Transport und Unterkunft gedacht. Mit dem Rest des Geldes sollen eine nationale Datenbank erstellt, Lehrer geschult, die notwendigen Experten (Psychologen, Mentoren) eingestellt, Betreuungsgruppen in den betreffenden kommunalen Einrichtungen (Familiengerichte, soziale Träger, Polizei) eingerichtet und Eltern aufgeklärt werden.

Das Ziel des Projekts lautet, über einen Zeitraum von fünf Jahren die Schulabbrecherquote um 2% zu reduzieren. Gegenwärtig beträgt die Quote 9,6% (bezogen auf alle Schulen in Lettland) und liegt damit bereits unter dem OECD-Durchschnitt. Zwischen den Regionen jedoch gibt es große Unterschiede. So ist die Zahl auf dem Land doppelt so hoch wie in den Städten.

Das größte Risiko für eine erfolgreiche Umsetzung des Programms ist die den Kommunen und Schulen selbst übertragene Befugnis. So plant der für das Projekt zuständige Staatliche Dienst zur Überwachung der Bildungsqualität eine Ausschreibung, in deren Rahmen Schulen und Kommunen ihre Vorstellung davondarlegen sollen, wie Lehrer geschult werden sollten. In Lettland gibt es 119 Kommunen, und wie aus früheren Untersuchungen von „Re: Baltica“ hervorgeht, gibt es unterschiedliche Auffassungen sowohl unter den Kommunen als auch unter den Schulverwaltungen dazu, wie mit Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen umgegangen werden sollte.

 

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Das Staatliche Technische Kolleg für Landwirtschaft in Kandava wird inzwischen von einem der Protagonisten besucht, die in der früheren Bildungsreihe von „Re: Baltica“ beschrieben wurden – Daniels von Broceni. Im Gegensatz zur Grundschule fühlt er sich an der Berufsschule wohl und seine Noten haben sich verbessert. Photo von Kaspars Goba

Weder der Staatliche Dienst zur Überwachung der Bildungsqualität noch der Lettische Kommunalverband haben Zahlen dazu, wie viele Kommunen Arbeitsgruppen eingerichtet haben, um die für Kinder und Jugendliche zuständigen Institutionen besser zu verknüpfen. In dem Projekt kommt diesen Gruppen nämlich eine tragende Rolle zu.

Für die Schulung von Lehrern ist ein relativ geringer Finanzierungsbeitrag gedacht: 226.000 Euro bis zum Sommer 2018. Aus den von „Re: Baltica“ angestellten Nachforschungen zum Bildungssystem geht hervor, dass die Kommunen lieber Seminare für Lehrer organisieren, die Themen eher abstrakt behandeln, als solche, in denen gelehrt wird, wie zusammengearbeitet werden kann.

Um die Organisation unnötiger Kurse zu vermeiden, wird der Staatliche Dienst zur Überwachung der Bildungsqualität Schulungen für die kommunalen Bildungskommissionen organisieren, in denen es um die wesentlichen Aspekte qualitativ hochwertiger Schulungen gehen soll. Denn wer wird die Lehrer in die neuen Methoden einweisen? „Wir müssen die Personen nutzen, die wir haben – nämlich die aus den Schulen, Kommunen und Jugendorganisationen“, so die Schlussfolgerung von Ineta Juhnevica, Leiter des Staatlichen Diensts zur Überwachung der Bildungsqualität.

Zumindest einigen lettischen Lehrern dürfte das Programm ein Umdenken abverlangen. In der vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft in Auftrag gegebenen Studie hatten einige Lehrer angegeben, dass sich „Bildungseinrichtungen nicht mit weiter gefassten sozialen und wirtschaftlichen Fragen befassen müssen, die nicht direkt die Bereiche betreffen, für die die Schule verantwortlich ist“.

Im Rückstand 

Wie aus den Eurobarometer-Daten hervorgeht, glauben nur 63% der Bevölkerung, dass Berufsschulen eine „qualitativ hochwertige Bildung“ vermitteln. Die von „Re: Baltica“ hierzu befragten Beamten glauben, dass diese Meinung auf Vorurteilen beruht. Ein solches Vorurteil lautet, dass es leichter sei, an Berufsschulen zu lernen.

„Als sie mit meinem Sohn nicht zurechtkamen, wurde mir als Mutter gesagt, dass ich ihm einen Platz an einer Berufsschule suchen solle. Inzwischen hat er einen Hochschulabschluss, aber der Punkt ist doch, dass die Sekundarschullehrer den Ruf der Berufsschulen zerstören, wenn sie Schülern mit schlechten Noten empfehlen, auf eine Berufsschule zu gehen“, so Evija Papule, Vize-Staatssekretärin im Ministerium für Bildung und Wissenschaft. Sie ist jetzt für die Neuorganisation des Berufsschulnetzes zuständig.

 Die Vorurteile haben weiterhin Bestand, was durch den Umstand bestätigt wird, dass Berufsschulen von Jugendlichen mit schlechteren Noten gewählt werden. Als ich Arturs und Edgars nach ihren Noten in der Schule fragte, sahen sie einander an und lachten ein bisschen verlegen: „schlechte Noten“. Die Durchschnittsnote am Kolleg für Landwirtschaft in Kandava beträgt 5,5 (10 ist die beste Note).

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Wie an allen Berufsschulen lernen die Jugendlichen am Kolleg für Landwirtschaft in Kandava sowohl einen Beruf als auch die allgemeinen Fächer der Sekundarschule. Für viele erweist sich das Lernpensum als zu groß. Photo von: Kaspars Goba

Wie die Studie des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft ergab, haben an Berufsschulen – wo es Schüler gibt, die die Schule ohne einen Abschluss frühzeitig verlassen haben – im Durchschnitt 20 Schüler unbefriedigende Noten, wohingegen an den allgemeinbildenden Sekundarschulen die Zahl dieser Schüler zehnmal geringer ist – weniger als zwei.

In dem Glauben, dass es an einer Berufsschule leichter werden wird, erleben die Jugendlichen einen Schock: Das Lernpensum ist doppelt so umfangreich, da sie sowohl die Sekundarschulfächer als auch einen Beruf lernen. Es ist schwieriger, die zentralen Abschlussprüfungen zu bestehen, da die Anforderungen die gleichen wie bei den allgemeinbildenden Sekundarschulen sind, die Anzahl der Mathematikstunden aber zum Beispiel geringer ist. Im vergangenen Jahr war die Durchschnittsnote in der zentralen Mathematikprüfung an Berufsschulen um das Zweifache niedriger als an den allgemeinbildenden Sekundarschulen: 20,6%.

Um die Jugendlichen vor Fehlentscheidungen zu bewahren, wird das Ministerium für Bildung und Wissenschaft die Zahl der Berufsberater an lettischen Schulen erhöhen. Auch dies wird durch Gelder aus dem EU-Fonds finanziert werden: mit 21,6 Millionen (3,2 Millionen Euro davon kommen als Co-Finanzierung vom Staat).

Es scheint also, dass die Schulen und Lehrer in den kommenden Jahren von verschiedenen europäischen Finanzierungsprogrammen profitieren werden. Neben den Schulungen und Seminaren für Berufsberater zu dem Thema, wie das Abbrechen der Schule verhindert werden kann, werden die EU-Millionen ab 2016 noch in fünf weitere Programme fließen.

All dies findet zeitgleich mit dem Aufkommen der Idee statt, das Bildungssystem in Lettland durch die Einführung eines neuen Unterrichtsmodells zu reformieren. Die Lehrer werden dabei weitaus mehr unterrichten müssen, das aber für weitaus weniger Geld. 

Es erfolgt keine Messung der Qualität

Die OECD gibt an, dass Lettland in den letzten Jahren erfolgreich das Netz an Berufsschulen optimiert und Arbeitgeber in die Auswahl der Ausbildungsgänge einbezogen hat, aber trotzdem „schreitet die Reform der Unterrichtsinhalte nur langsam voran“. Es gibt keine Daten, mit denen die Qualität der Unterrichtsinhalte und der Fortschritt der Schüler an den Berufsschulen analysiert werden könnten. Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft präsentiert die wachsende Zahl an Berufsschülern als Erfolg. Knapp 48% der Berufsschulabsolventen arbeiten in ihrem Beruf, während 17,5% ihre Ausbildung fortsetzen und weitere 17,5% in anderen Jobs tätig sind. Zu den Schulabbrechern liegen keine Daten vor. Die Lehrer haben festgestellt, dass die meisten der Schulabbrecher entweder ins Ausland gehen oder einfache Jobs in Lettland haben, für die eine geringe Qualifikation ausreichend ist. Selbst wenn die Schulen es wissen wollten: Sie wären nicht in der Lage nachzuverfolgen, was aus ihren Schulabbrechern wird.

„Re: Baltica“ schaffte es nur, drei von zehn Schulabbrechern des Kollegs für Landwirtschaft in Kandava anzurufen. Die Telefonnummern der anderen sechs Schulabbrecher funktionierten nicht mehr. Nur Arturs und Edgars antworteten. Im Moment planen sie keine Fortsetzung ihrer Ausbildung – diese kann nicht mit ihren Jobs vereinbart werden und sie sehen auch keine Notwendigkeit für die Ausbildung.

Die Autorinnen des Artikels sind Inga Springe, Gründerin, Redakteurin und Journalistin von Re:Baltica und Sanita Jemberga, Geschäftsführerin und Journalistin von Re:Baltica. Re:Baltica ist eine gemeinnützige Organisation, die sich dem investigativen Journalismus verschrieben hat und sich dabei auf die gesellschaftlich wichtigsten Themen des Baltikums konzentriert. Dieser und weitere Artikel finden sich auf der Website von Re:Baltica. 

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