Strategien für nachhaltiges Erlernen grundlegender Fertigkeiten
Im Verlauf der vergangenen zwei Jahre hat das Erasmus+ Projekt Autonomous Literacy Learners – Sustainable Results(externer Link) (ALL-SR), den Einsatz von nicht-direktivem Coaching zur Förderung eines selbstregulierten Erlernens von Schreib-, Lese-, Sprach- und Rechenfähigkeiten untersucht.
Warum selbstreguliertes Erlernen von Schreib-, Lese- und Sprachfähigkeiten? Warum Coaching zu dessen Förderung?
Die Prämisse des Projekts ist, dass Erwachsene Schreib-, Lese-, Sprach- und Rechenfertigkeiten für die Lösung von Problemen brauchen, die aus den sich stetig wandelnden Umständen des täglichen Lebens (Arbeit, persönliche Finanzen usw.) entstehen und diese widerspiegeln. Zur Lösung dieser Probleme brauchen Erwachsene nicht nur Kenntnisse in und über Lesen und Schreiben, Sprache und Mathematik, sondern auch Problemlösungskompetenzen in diesen Bereichen und dazu noch das Selbstvertrauen, diese Kompetenzen im wahren Leben angesichts von Schwierigkeiten anzuwenden.
Dazu in der Lage zu sein, ist womöglich eine nützlichere Definition der Lese-, Schreib-, Sprach- und Rechenfertigkeiten als einige der feiner definierten Standards und Lehrpläne, mit denen wir derzeit arbeiten. Ist es nicht letztlich diese Art der Lösung von Lese-, Schreib-, Sprach- und Rechenproblemen, mit der Lese-, Schreib-, Sprach- und Mathematiklernende - mit anderen Worten Sie und ich - ihre Fertigkeiten effektiv pflegen, verbessern und erweitern?
Daraus ergibt sich eine Verlagerung des Schwerpunkts von der Unterweisung hin zur Förderung der Autonomie des Lernenden und seine Neupositionierung vom Unterrichtskonsumenten hin zum selbstregulierten Erlernen grundlegender Fähigkeiten. Und an dieser Stelle kommt das nicht-direktive Coaching ins Spiel.
Nicht-direktives Coaching ist ein speziell darauf ausgelegter Ansatz, Menschen ein effizienteres selbstreguliertes Lernen zu ermöglichen. Der Coach verwendet reflektierende Fragen, um dem Lernenden zu helfen,
- sich seine Ziele zu verdeutlichen
- ein zeitlich begrenztes „Lernprojekt“ zur Erreichung dieser Ziele auszuarbeiten und dann
- den eigenen Fortschritt zu überwachen und zu bewerten, während er sich durch seinen Aktionsplan arbeitet.
Der Coach erreicht dies nur durch unterstützendes, reflektierendes Fragen - nie durch Unterricht oder Anleitung (was dem Lernenden die Verantwortung abnehmen würde) und hilft so dem Lernenden, die Dinge in seinem eigenen Tempo und in seinen eigenen Worten zu durchdenken. Auf diese Weise hilft das Coaching dem Lernenden, das Selbstvertrauen, das Bewusstsein und die Strategien zu entwickeln, die er braucht, um selbst Verantwortung für sein Lernen zu übernehmen.
Nicht-direktives Coaching hat sich in anderen Zusammenhängen als leistungsstarkes Instrument erwiesen, jedoch wissen wir relativ wenig über sein Potential im Bereich des Erlernens von Lese-, Schreib- und Sprachfähigkeiten bei Erwachsenen. Was muss es bieten? Wo sind seine Grenzen? Wie könnte selbstreguliertes Lernen von Schreiben, Lesen und Sprache in der Praxis aussehen?
Das Projekt ALL-SR hat diese Fragen über Pilotprojekte in der Weiterbildung, beim gemeinschaftlichen Lernen und beim Lernen am Arbeitsplatz in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien erforscht. Die vollständigen Ergebnisse werden im Herbst vorliegen – und wir werden diese in weiteren Blogs mitteilen – es ist jedoch bereits klar, dass dieser Ansatz großes Potential hat.
Mit den Worten eines der Pilot-Coaches: es ‚befähigt, engagiert, beteiligt und respektiert den Lernenden‘. Die Lernenden selbst berichteten von erheblichen Zuwächsen an Selbstvertrauen (die sie direkt dem Gefühl zuschrieben, die ‚Kontrolle‘ über den Lernprozess zu haben) und von der Entwicklung und Anwendung neuer und effizienter persönlicher Lernstrategien.
Quellen
OECD (2013a), OECD Skills Outlook 2013, First Results from the Survey of Adult Skills. Paris: OECD.
OECD (2013b), Skilled for life? Key Findings from the Survey of Adult Skills. Paris: OECD.
Whitmore, J. (2002), Coaching for performance (Dritte Auflage). London: Nicholas Brealey Publishing.
Autor Alexander Braddell
Alexander Braddell ist Mitglied des ALL-SR(externer Link)-Projektteams. In Großbritannien ansässig, hat er viele Jahre im Bereich des Lernens von Sprache, Lesen, Schreiben und Rechnen am Arbeitsplatz gearbeitet und ist besonders an nicht-formalem und informellem Lernen interessiert. Zu weiteren europäischen Arbeiten gehören das „Transfer-of-innovation“-Projekt TDAR(externer Link), und das Language for Work Network.