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Partizipation und grenzüberschreitende Kreislaufwirtschaft (Projekt SCRCE)

Eine erfolgreiche Umsetzung des SDG 12 „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ stellt Anforderungen an Verbraucher und Produzenten, die nur gemeinsam gelöst werden können. Beide Seiten müssen lernen was in diesem Kontext „Partizipation“ bedeutet.

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Wie in unserem ersten Blogbeitrag versprochen, möchten wir unsere Leser über verschiedene Aspekte einer grenzüberschreitenden Kreislaufwirtschaft informieren. Wir als Partner aus Schweden, Italien, Griechenland und Deutschland haben im Oktober 2018 eine strategische Partnerschaft für die Erwachsenenbildung und den Austausch bewährter Verfahren begonnen (Projekt-Nr.: 2018-1-DE02-KA204-005230). Jetzt, fast zwei Jahre später, haben wir verschiedene Ansätze entwickelt, wie jemand lernen kann seinen Lebensstil Stück für Stück mehr kreislaufwirtschaftlich zu gestalten.

Participation_circular_economy

Participation and Circular Economy by Anette Ludwig and Florian Sendobry (CC-BY 4.0)

   

Produzenten und Konsumenten müssen lernen miteinander umzugehen

Eine erfolgreiche Umsetzung des SDG 12 „Nachhaltiger Konsum und Produktion“ stellt Anforderungen an Verbraucher und Produzenten, die nur gemeinsam gelöst werden können. Das bedeutet, dass diese beiden Gruppen irgendwie zusammenarbeiten müssen. Dies ist nicht einfach, da es sich um Millionen wirtschaftlicher Akteure handelt, die sich aufgrund der Globalisierung und des europäischen Binnenmarkts möglicherweise sogar auf verschiedenen Seiten von Ländergrenzen befinden. Eine direkte Zusammenarbeit aller Wirtschaftsakteure ist also offensichtlich nicht möglich. Eine Methode zur Überwindung dieses Problems ist eine bestimmte Art der „Beteiligung / Partizipation“, und zwar im Rahmen der unterschiedlichen Rahmenbedingungen, in denen sich die einzelnen Verbraucher und Hersteller befinden.

Partizipation im Kontext der Kreislaufwirtschaft ist als ein Mittel oder als ein Bündel von Mitteln und Maßnahmen zu verstehen, die von Einzelpersonen oder Institutionen angewendet werden, um die Wertschöpfungskette jeder Art von wirtschaftlicher Tätigkeit zu beeinflussen.

   

Ein erster Ansatz: Selbstversorgungsprojekte

Selbstversorgungsprojekte oder diesen ähnliche wirtschaftliche Aktivitäten bieten den Menschen aufgrund von zwei Aspekten die einfachste Möglichkeit sich an einem Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft zu beteiligen:

1.) Die Menschen kennen die Wertschöpfungsketten hinter solchen Selbstversorgung-Produkten und können daher beurteilen, welche genauen Veränderung darin zu mehr Kreislaufwirtschaft führen.

2.) Die Selbstversorgung basiert auf den Wünschen der Menschen bezüglich dessen was sie wirklich brauchen, anstatt auf einer werbungsbasierten Schaffung von Kundenbedürfnissen.

Hinzukommt, dass Selbstversorgung ein natürliches Interesse an Nachhaltigkeit beinhaltet, da das Ignorieren von Nachhaltigkeit das Risiko eines Scheiterns des Produkts birgt. Nachhaltigkeit für die Selbstversorgung impliziert Kreislaufwirtschaft, da ja jeglicher Input von außen vermieden werden soll.

    

Realität vs. Kreislaufwirtschaft

Die heutige komplexe Wirtschaftsordnung mit Produktionsstätten an weit entfernten Orten und die Versorgung durch komplexe Handels- und Versorgungsstukturen sorgen dafür, dass Nachhaltigkeit keine besonders hohe Priorität bei den Verbrauchern genießt, da sie bei einem Ausfall von Lieferanten diese leicht durch andere ersetzen können. Die Möglichkeit unter verschiedenen Lieferanten wählen zu können untergräbt eine mögliche „Partizipation“ oder den Wunsch zur „Partizipation“, da die Verbraucher keinerlei persönliches Versagen oder Unterangebot befürchten müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verbraucher in einer globalen Welt nicht einschätzen können, ob ein Unterangebot sie aufgrund mangelnder Transparenz hinsichtlich der Produktionsweise oder der Funktionsweise von Handelskanälen bedroht. Sicher waren viele Menschen von dem „plötzlichen“ Mangel an Gesichtsmasken oder Toilettenpapier in der Coronakrise überrascht. Aufgrund dieser mangelnden Transparenz ist Partizipation an einer Kreislaufwirtschaft nicht einfach und in den meisten Fällen sogar nicht wirklich möglich. Trotzdem gibt es einige Ansätze, um damit umzugehen:

- Umweltzeichen, sogenannte Eco-Labels, könnten helfen. Der Verbraucher muss die Details dieser Umweltzeichen kennen, um entscheiden zu können, ob er kauft oder nicht. Partizipation erfordert eine genaue Prüfung des Umweltzeichens, ob das Umweltzeichen auch kreislaufwirtschaftliche Versprechen abdeckt oder nicht.

- Vergleichen der CO2–Verbrauchs eines Produkts oder dessen ökologischer Fußabdruck, um sich für das Produkt mit dem niedrigsten CO2–Verbrauchs zu entscheiden, etwa der Beschaffung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen anstelle von Strom etwa aus Kohlekraftwerken (Ecopower).

    

Vertrauen muss aufgebaut werden

In beiden Fällen ist vor allem Vertrauen erforderlich, um den Versprechungen der Verkäufer und den Herausgebern der Umweltzeichen Glauben schenken zu können. Um dabei mehr „Partizipation“ zu erreichen müssen die Verbraucher mehr und genauere Informationen von den Verkäufern und Herstellern verlangen, Fragen stellen und die Möglichkeit erhalten, die Antworten zu überprüfen. Auf der anderen Seite müssen der Handel und die Industrie beweisen, das sie halten was sie versprechen. Fragen der Verbraucher müssen darauf ausgerichtet sein, dass die Verkäufer und Produzenten die Kreislaufwirtschaft als eine Notwendigkeit für Nachhaltigkeit innerhalb des Teils der Wertschöpfungskette, die sie in ihren Händen haben, ansehen und daran arbeiten.

Unternehmen selbst sollten ihre Wertschöpfungsketten optimieren, indem sie sich die richtigen Fragen stellen oder Dienstleistungen von Experten oder Unternehmen in Anspruch nehmen, die ihnen das Know-how über Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit vermitteln, damit diese beständig ihre Abläufe und Strukturen dahingehend optimieren können. Mittelfristig sollten Unternehmen aus Handel und Industrie Kapazitäten bei Personal und Infrastruktur aufbauen, um selbst mehr an Kreislaufwirtschaft zu partizipieren und die Partizipation von Verbrauchern zu fördern.

Verbraucher könnten auch ihre eigene Bildung verbessern, indem sie sich für eine Beratung in Bezug auf einen kreislaufwirtschaftlichen Lebensstil und demensprechende Kaufentscheidungen in ihrem täglichen Leben entscheiden, wie Verbraucher heutzutage dies z.B. für Eheberatung nachfragen. Aufgrund des bisherigen Fehlens solcher Angebote müssen Verbraucher im Moment sich selbst behelfen und versuchen mit Hilfe etwa des Internets mehr Klarheit zu erhalten.

    

Ein erster Hinweis

Ein diesbezüglich erster Hinweis aus unserem Projekt ist, dass Verbraucher regionale oder lokale Produkte bevorzugt kaufen sollten, wenn sie damit Produkte des gleichen Typs ersetzen können, die von globalen Märkten stammen, wie z.B. Äpfel oder Textilien. Diese Produkte müssen nicht unbedingt bereits unter kreislaufwirtschaftlichen Gesichtspunkten hergestellt werden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Zukunft auf diese Weise hergestellt werden, ist viel höher als bei Produkten aus unklaren Quellen. Dies liegt daran, dass es für Verbraucher viel einfacher ist, Einblicke in Produktionsprozesse oder Handelsstrukturen zu gewinnen, die sich in der Nähe befinden, als in diejenigen in weit entfernten Orten. Aber Vorsicht: nicht alles kann lokal produziert oder nur für einen lokalen Markt hergestellt werden. Daher erfordern unterschiedliche Produkte unterschiedliche Ansätze. Auf jeden Fall sollte lokale Transparenz letztendlich zu globaler Transparenz führen - aber schrittchenweise von Einzelpersonen hin zur Gesellschaft. Dabei ist leicht ersichtlich, dass die Erwachsenenbildung hierfür von entscheidender Bedeutung sein wird.

Kleine Ergänzung: Wir haben Know-how für die oben genannten Inhalte aus verschiedenen Best-Practice-Beispielen zur Kreislaufwirtschaft gewonnen, insbesondere von solchen aus Schweden und Griechenland.


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Dr. Volker Ludwig (Projekt SCRE).
Über den Autor: Dr. Volker Ludwig hat Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Darmstadt studiert und leitet seit 2002 eine technische Beratungsgesellschaft in Bonn. Daneben verantwortet er den internationalen Bereich der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft e.V., Berlin, und koordiniert das Projekt SCRCE über grenzüberschreitende Kreislaufwirtschaft als CEO seiner Firma www.ludwig-germany.com (link is external) aus Bonn / Deutschland mit den Partnern Changemaker aus Sweden http://changemaker.nu (link is external), Godesk aus Italien https://www.godesk.it (link is external), EKOGREECE aus Griechenland https://ekogreece.com (link is external) und NGO NEST Berlin aus Berlin / Deutschland http://ngonest.weebly.com (link is external).

   

   

   

    

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