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EPALE - Elektronische Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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OER: Erwachsenenbildung und Nachhaltigkeit

Durch Erwachsenenbildung erwerben wir Kompetenzen mit denen wir, unsere Mitmenschen sensibilisieren und eine nachhaltige Zukunft schaffen können.

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Vanessa Santos

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Der Originalbeitrag wurde auf Englisch verfasst.


OER: Adult Learning and Sustainability

Diese OER (offene Bildungsressource) besteht aus einem Artikel (den Sie hier auf der EPALE-Plattform lesen oder als PDF herunterladen können), einer Infografik [EN] (die Sie hier herunterladen können) und einem Quiz [EN], mit dem Sie Ihre Kompetenzen einschätzen können.

Kapitel 1. Überblick über die weltweiten Fortschritte im Bereich Erwachsenenbildung und Nachhaltige Entwicklung

Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht, ein unschätzbares öffentliches Gut und ein unverzichtbares Werkzeug für die Schaffung friedlicher, nachhaltiger und gerechterer Gesellschaften. Als einer der wichtigsten Aspekte des lebenslangen Lernens umfasst die Erwachsenenbildung jede Form der Bildung und Weiterbildung, mit der sichergestellt werden soll, dass alle Erwachsenen an ihrer Gesellschaft und am Arbeitsleben teilhaben.

Erwachsenenbildung ist eine Investition in die Hoffnung für die Zukunft, und der gleichberechtigte Zugang zu hochwertiger Bildung ist eines der zentralen Ziele der Europäischen Union, da Bildung für die Gesundheit der europäischen Wirtschaft und Gesellschaft unabdingbar ist.

In unserer heutigen Welt, in der wir die natürlichen Ressourcen 1,75-mal schneller verbrauchen als die Ökosysteme sich regenerieren können, was weltweit zu unumkehrbaren Umweltveränderungen führt, müssen wir ohne Zweifel dringend einen Wandel zu einer ökologisch nachhaltigen und klimaneutralen Kreislaufwirtschaft mit wesentlichen Auswirkungen auf die Beschäftigung und die Gesellschaft herbeiführen. All diese ökologischen Herausforderungen müssen über Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) Eingang in die Lernprozesse finden und die Schaffung einer nachhaltigen Zukunft, die Bürgerbeteiligung und Sensibilisierung sowie das Nachdenken und die Beeinflussung der EntscheidungsträgerInnen in den Mittelpunkt stellen.

Eine an Erwachsene gerichtet BNE kann unterschiedliche Formen annehmen. Sie umfasst das Anbieten von Erwachsenenbildungsprogrammen, bei denen Fähigkeiten, Kenntnisse und Kompetenzen erworben werden, die Beschäftigungsmöglichkeiten in umweltfreundlicheren Unternehmen eröffnen. Ferner gehört dazu das Vorantreiben umweltfreundlicherer Lebensweisen und das Animieren von Gemeinschaften, ihr eigenes Umfeld nachhaltig zu verwalten. Außerdem sollte Lernenden durch die Förderung eines aktiven Bürgersinns sowie der Gesundheit und des persönlichen Wohlbefindens dabei geholfen werden, ein stärkeres Bewusstsein für ihre Gesellschaft zu entwickeln. Nicht weniger wichtig ist, dass die Menschen dabei unterstützt werden, privat und beruflich nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Bei internationalen Organisationen (wie der Europäischen Union und der UNO/UNESCO) und im internationalen Kontext steht die BNE derzeit weit oben auf der Tagesordnung. Im Rahmen der einschlägigen BNE-Strategien führen zivilgesellschaftliche Organisationen und soziale Bewegungen Projekte und Aktivitäten zum Thema Nachhaltige Entwicklung in der Bildung (einschließlich Erwachsenenbildung) durch, die durch die Sensibilisierung für die Thematik und die Förderung von Änderungen des Verhaltens und der Einstellungen seitens der Bevölkerung tatsächlich etwas bewirken können.

OER: Adult Learning and Sustainability

In den letzten Jahren wurden starke, integrierte strategische Instrumente entwickelt, die die Erwachsenenbildung bis 2030 entscheidend voranbringen werden. In der nachfolgenden – nicht vollständigen – Liste stehen vor allem die aktuellen Strategien auf europäischer und weltweiter Ebene im Mittelpunkt, bei denen es um die Rolle geht, die die Bildung im Allgemeinen und die Erwachsenenbildung im Besonderen in Bezug auf die Nachhaltigkeit spielen.

  • Der europäische Grüne Deal, der von der Europäischen Kommission (EK) im Dezember 2019 vorgelegt wurde, bezieht sich darauf, die „Schul- und Berufsbildung zu aktivieren“, indem Hilfsmaterialien bereitgestellt, der Austausch bewährter Verfahren gefördert und ein europäischer Kompetenzrahmen erarbeitet werden soll, „der dazu beitragen soll, Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen in den Bereichen Klimawandel und nachhaltige Entwicklung zu entwickeln und zu bewerten.“ Dem Grünen Deal zufolge sind ferner eine proaktive Umschulung und Weiterqualifizierung für umweltfreundliche Arbeitsplätze und ein Beitragen zu umweltverträglichem Wachstum erforderlich, um die Vorteile des ökologischen Wandels zu nutzen. Der Übergang zu einer umweltverträglichen Wirtschaft erfordert einen Wandel in allen Sektoren und Berufen, und hier müssen die Berufsbildung und die Erwachsenenbildung eine entscheidende Rolle übernehmen. Die Bedeutung dieser Rolle muss von den politischen EntscheidungsträgerInnen anerkannt werden, da sie die Mittel in die wirtschaftliche Erholung lenken.
     
  • Ziel der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung ist es, sicherzustellen, dass bis 2030 alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben. Dies beinhaltet unter anderem eine gründliche Bildung für die Entwicklung nachhaltiger Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.
     
  • Im Aktionsrahmen der Bildungsagenda 2030 werden im BNE-Fahrplan für 2030 Maßnahmen in den fünf prioritären Bereichen Politik, Lernumgebungen, Kapazitätsaufbau bei Lehrkräften, Jugendliche und Maßnahmen auf lokaler Ebene dargestellt. Zudem wird betont, dass BNE eine Schlüsselrolle beim Erreichen der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) sowie beim großen individuellen und gesellschaftlichen Wandel spielt, der für die Bewältigung der dringenden Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit erforderlich ist. Auf diese 17 Nachhaltigkeitsziele wird später noch eingegangen.
     
  • Die Europäische Kompetenzagenda ist ein Fünfjahresplan, mit dem Einzelpersonen und Unternehmen dabei unterstützt werden sollen, weitere und bessere Kompetenzen zu entwickeln. Aufgrund des sehr hohen Anteils gering qualifizierter Erwachsener wurde in der nationalen Kompetenzstrategie eines Mitgliedstaats der Schwerpunkt auf die Notwendigkeit gelegt, eine Kultur der Erwachsenenbildung zu fördern und die Beteiligung und Kohärenz zu verbessern. Daher braucht die EU einen Paradigmenwechsel bei den Kompetenzen, um die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, soziale Gerechtigkeit zu sichern und Resilienz aufzubauen.
     
  • Ziel der Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einrichtung der Aufbau- und Resilienzfazilität ist die Abmilderung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Coronavirus-Pandemie und die europäischen Volkswirtschaften und Gesellschaften nachhaltiger zu gestalten, resilienter zu machen und auf die Herausforderungen und Chancen des ökologischen und digitalen Wandels besser vorzubereiten. Die Fazilität beinhaltet Maßnahmen zur Förderung der Digitalisierung von Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen (mit Investitionen in Infrastruktureinrichtungen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie), darunter Einrichtungen für berufliche Aus- und Weiterbildung und Erwachsenenbildung.
     
  • In der 2015 beschlossenen UNESCO-Empfehlung über Lernen und Bildung im Erwachsenenalter (ELBE) spiegeln alle drei dort genannten Lernbereiche – Lese- und Schreibfähigkeiten, Weiterbildung und berufliche Entwicklung sowie Bildung für bürgerschaftliche Beteiligung – die Nachhaltigkeitsziele wider.

Die folgende Liste enthält einen Überblick über einige Strategien, die einen Rahmen für Erwachsenenbildung auf europäischer und weltweiter Ebene schaffen:

  • Die ET-2020-Arbeitsgruppe „Erwachsenenbildung“ wurde von der Europäischen Kommission im Jahr 2020 eingerichtet und besteht aus nationalen ExpertInnen, VertreterInnen der europäischen Sozialpartner und Mitgliedern der Zivilgesellschaft. Sämtliche Informationen über die Arbeit und Ergebnisse der Arbeitsgruppe sind bei EPALE verfügbar, ebenso Informationen über das Netzwerk der nationalen Koordinatoren, die die Erwachsenenbildung in ihren Ländern fördern, strategische Ratschläge und Unterstützung erteilen und bewährte Verfahren zusammentragen und verbreiten.
     
  • Der Aktionsplan für digitale Bildung (2021–2027) enthält die Zukunftsvorstellungen der Europäischen Kommission für eine hochwertige, inklusive und zugängliche digitale Bildung in Europa. Mit ihm soll das Ziel der Kompetenzagenda unterstützt werden, wonach bis 2050 70 % der 16- bis 74-Jährigen mindestens über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen sollen. Im neuen Aktionsplan werden auch die Ziele des kürzlich angenommenen Vorschlags der Kommission für eine Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz unterstützt, bei denen der Schwerpunkt besonders auf den digitalen Wandel der beruflichen Aus- und Weiterbildung gelegt wird.
     
  • Die am 30. September 2020 veröffentlichte Mitteilung über die Vollendung des europäischen Bildungsraums bis 2025 enthält einen ehrgeizigen Ansatz für die Verwirklichung des europäischen Bildungsraums (EBR) bis 2025. In ihr werden die Mittel und Meilensteine dargestellt, mit denen zusammen mit den EU-Mitgliedstaaten und Interessenträgern im Bereich allgemeine und berufliche Bildung die Ziele des EBR erreicht werden sollen.
     
  • In der Neuen Strategischen Agenda 2019–2024, die vom Europäischen Rat am 20. Juni 2019 verabschiedet wurde, wird betont, dass die Mitgliedstaaten „die Investitionen in die Kompetenzen und die Ausbildung der Menschen aufstocken, mehr zur Förderung von Unternehmertum und Innovation tun und unsere Forschungsanstrengungen verstärken müssen, insbesondere indem wir gegen die Fragmentierung von Forschung, Entwicklung und Innovation in Europa vorgehen.“
     
  • Ziel der 2016 angenommenen Empfehlung für Weiterbildungspfade ist es, Erwachsene dabei zu unterstützen, ein Mindestniveau an Lese-, Schreib-, Rechen- und digitalen Kompetenzen zu erwerben.
     
  • In der 2011 angenommenen Entschließung des Europäischen Rates über eine erneuerte europäische Agenda für die Erwachsenenbildung wird hervorgehoben, dass die Beteiligung von Erwachsenen am formalen, nicht formalen und informellen Lernen wesentlich gesteigert werden muss, um berufliche Kompetenzen zu erwerben, aktiven Bürgersinn auszubilden oder sich persönlich weiterzuentwickeln und seine persönliche Erfüllung zu erleben.
     
  • Der Belém Framework for Action (BFA) ist ein Handlungsrahmen für die weltweite Entwicklung der Alphabetisierung Erwachsener und der Erwachsenenbildung im Hinblick auf lebenslanges Lernen.

Die Erwachsenenbildung muss als Teil einer ganzheitlichen, sektorübergreifenden Agenda für nachhaltige Entwicklung gesehen werden, die vielerlei Vorteile und dauerhafte Auswirkungen mit sich bringen wird. Erwachsenenbildung allein kann Probleme wie Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt oder große Ungleichheit bei den Einkommen nicht aus der Welt schaffen. Das bedeutet, dass die Interessenträger lernen müssen, wie verschiedene Politiken miteinander interagieren und wie diese am besten miteinander kombiniert werden, um dauerhafte Auswirkungen zu erzielen.

 

Kapitel 2. Überdenken der Erwachsenenbildung im Hinblick auf die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung

In einem aktuellen Artikel auf der Website des Europäischen Verbands für Erwachsenenbildung (EAEA) hieß es, dass die „Erwachsenenbildung die Verbindungen zwischen den drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung (wirtschaftlich, sozial und ökologisch) herstellen und zur Agenda 2030 der Vereinten Nationen beitragen kann. Es besteht wirklich Bedarf an Bildung für nachhaltige Entwicklung, und insbesondere die nicht formale Bildung hat gewaltige Auswirkungen.“

In den „Adult Education trends in 2020“ (Entwicklungen in der Erwachsenenbildung 2020), die auf den jüngsten Länderberichten basieren (CEDEFOP-Erhebung vom 10.11.2020), wird betont, dass die Nachhaltigkeitsziele nach wie vor eine entscheidende Rolle spielen, da sie immer stärker mit den lokalen und nationalen politischen Rahmen verflochten sind.

BNE versetzt die Menschen in die Lage, ihre Denkweisen zu ändern und auf eine nachhaltige Zukunft hinzuarbeiten. Die weltweit angenommenen Nachhaltigkeitsziele für die kommenden 15 Jahre umfassen auch BNE. Von den 17 Nachhaltigkeitszielen hat SDG 4, „Hochwertige Bildung: Darum ist es wichtig“, die größte Bedeutung für die Erwachsenenbildung. Hierbei werden die Länder aufgefordert, eine „inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung zu gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle zu fördern“. SDG 4 umfasst sieben Ziele, die alle im Handlungsrahmen der Bildungsagenda 2030 ausführlich dargestellt werden.

Wie in Abbildung 1 gezeigt wird, beziehen sich sechs der zehn Ziele im Rahmen des Nachhaltigkeitsziels 4 direkt auf die Erwachsenenbildung (4.3, 4.4, 4.5, 4.6, 4.7, 4.c), während die übrigen vier Ziele auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet sind.

Figure 1

Abbildung 1

Erwachsenenbildung trägt zum Erreichen aller Nachhaltigkeitsziele bei, indem die Grundlagen für den gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Wandel geschaffen werden. Für eine nachhaltigere Landwirtschaft (SDG 2) bedarf es gezielter Bildungsmaßnahmen aufseiten der ErzeugerInnen und VerbraucherInnen, um ein besseres Verständnis der Ökosysteme und ihrer Verbesserung bzw. ihres Schutzes durch Anbaumethoden und Verbraucherverhalten zu erlangen. Die Europäische Innovationspartnerschaft für die Landwirtschaft (EIP-AGRI) enthält digitale Technologien für die Anbieter von Lösungen für die Landwirtschaft, wie Fernmessung der Bodenverhältnisse, bessere Wasserbewirtschaftung und Vieh- und Pflanzenüberwachung, und sie bietet auf ihrer Website Lerninstrumente an.

Ein gesundes Leben gewährleisten (SDG 3) erfordert auch Alphabetisierungsprogramme, vor allem wenn es um die Prävention von Krankheiten geht. Vor Kurzem wurde der Strategische Aktionsplan des Europarates für Menschenrechte und Technologien in der Biomedizin (2020–2025) verabschiedet, mit dem Menschenwürde, Menschenrechte und persönliche Freiheiten im Bereich Biologie und Medizin geschützt werden sollen. Ebenfalls 2020 wurde der erste Fortschrittsbericht der Initiative des Globalen Aktionsplans für ein Gesundes Leben und das Wohlergehen aller Menschen veröffentlicht.

Eine weiteres für die Erwachsenenbildung relevantes Nachhaltigkeitsziel ist das SDG 10, „Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern“, bei dem eine wirksame Zusammenarbeit zwischen Gemeinschaften gefordert wird, die allen zugutekommt. Aus diesem Grund kann eine gemeinschaftsbasierte Erwachsenenbildung ein Mittel darstellen, bei dem MigrantInnen und Einheimische in einem offenen Umfeld zusammenkommen können, das keine Hierarchie und Voreingenommenheit kennt. Ein Beispiel dafür ist die Schule für Erwachsene Escole d‘Adults de la Verneda in Barcelona, eine interkulturelle und gleichberechtigte Schule. Diese ist mittlerweile zu einem wichtigen Kontaktzentrum zwischen Einheimischen und MigrantInnen und einer Begegnungsstätte, in der die beiden Gruppen voneinander lernen, geworden.

In den letzten fünf Jahren, für die Daten verfügbar sind, hat die EU bei fast allen 17 Nachhaltigkeitszielen Fortschritte erreicht, auch beim SDG 4. Bedauerlicherweise verzeichnete die Beteiligung Erwachsener an Bildungsmaßnahmen, ein Teilindikator des SDG 4, unzureichende Fortschritte im Hinblick auf die EU-Ziele. Laut dem vierten Weltbericht zur Erwachsenenbildung der UNESCO beteiligten sich in fast einem Drittel der Länder weniger als 5 % der Erwachsenen über 15 Jahren an Bildungs- und Lernprogrammen. In zu vielen Fällen nehmen marginalisierte Gruppen gar nicht an Erwachsenenbildungsmaßnahmen teil. Während die entsprechende Beteiligung der Frauen zunimmt, nehmen sie eher seltener an Programmen zur beruflichen Weiterentwicklung teil. Dies gibt Anlass zur Sorge, was ihre Teilhabe am Arbeitsmarkt anbelangt. Daher müssen die Mitgliedstaaten und die internationale Gemeinschaft mehr tun, um die Teilnahme von Erwachsenen zu erhöhen, mehr Mittel investieren und wirksame Strategien entwickeln, die auf bewährten Verfahren weltweit aufbauen und insbesondere die am stärksten benachteiligten Gruppen erreichen. Aus diesem Grund ist auch Ziel 4.3 (siehe Abbildung 1) entscheidend, weil der Schlüssel für die Verwirklichung der SDG4-Bildungsagenda 2030 darin besteht, dass PädagogInnen ihren Schwerpunkt darauf legen, maßgeblich zur Verbesserung der Lernergebnisse ihrer SchülerInnen beizutragen, durch Unterstützung von Schulleitungen, Behörden und Gemeinschaften. Bis 2030 werden 3,2 Millionen zusätzliche Lehrkräfte benötigt, um Grundschulbildung für alle zu erreichen, und weitere 5,1 Millionen PädagogInnen, um eine Ausbildung der Sekundarstufe 1 für alle zu verwirklichen. Diese Zunahme an Lehrkräften wird auch in der Erwachsenenbildung zu spüren sein.

Eine erfolgreiche Verwirklichung der 17 Nachhaltigkeitsziele zur Bewältigung von gesellschaftlichen und ökologischen Problemen erfordert einen auf lebenslangem Lernen basierenden Ansatz. Auf der Ebene der Erwachsenenbildung lag besonderes Augenmerk auf der Verbesserung der Grundkompetenzen, Investitionen in den Fremdsprachenerwerb, der Verbesserung digitaler und unternehmerischer Kompetenzen und der Begeisterung junger Menschen für naturwissenschaftliche Berufe (Empfehlung des Rates vom 22. Mai 2018 zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen). Auch zur Bedeutung der Schwerpunktsetzung auf den digitalen Kompetenzen für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele mag es Fragen geben. Doch die Nutzung digitaler Technologien spielt eine entscheidende Rolle beim Erreichen der Ziele des europäischen Grünen Deals, die maßgeblich zur Ermöglichung des ökologischen Wandels der Wirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft und einer Dekarbonisierung des Energie-, Verkehrs-, Bau- und Agrarsektors sowie aller übrigen Industrien und Branchen beitragen können. Was die Aus- und Weiterbildungspolitik 2020 betrifft, so fehlt es einem Viertel der Erwachsenen in Europa an grundlegenden IKT-Kenntnissen. Darüber hinaus steht in vielen Sprachen nach wie vor sehr wenig digitales Lernmaterial zur Verfügung und muss der Zugang zum Internet und zu Mobilgeräten verbessert und müssen bessere digitale Medien für erwachsene Lernende erstellt werden. Damit sich die Wirtschaft in den nächsten Jahren von den Folgen der COVID-19-Krise erholen kann, müssen die Arbeitskräfte und Arbeitssuchenden in Europa mit digitalen Kompetenzen und Fertigkeiten wie Anpassungsfähigkeit, Kommunikations- und Kollaborationsfähigkeit ausgestattet werden und zudem Probleme lösen und kritisch denken können, kreativ sein und über Unternehmergeist und Lernbereitschaft verfügen. Die Erwachsenenbildung muss sich auf diese Fähigkeiten konzentrieren. Da die Berufsausbildung beim lebenslangen Lernen eine entscheidende Rolle spielt, müssen die rapiden technologischen Veränderungen sowohl am Arbeitsplatz als auch im Alltag unbedingt berücksichtigt werden. Folglich müssen die BerufsausbilderInnen dringend ihre eigenen digitalen Kompetenzen ausbauen und auf den neuesten Stand bringen. Die COVID-19-Pandemie hat die Arbeitswelt und den Bereich des Lernens und der Weiterentwicklung verändert und die Einzelnen, Arbeitgeber und Arbeitskräfte vor unzählige Herausforderungen gestellt. Offener Zugang zu Ressourcen der Internationalen Arbeitsorganisation für ManagerInnen und politische EntscheidungsträgerInnen in der Berufsbildung ist hier erhältlich.

OER: Adult Learning and Sustainability

Durch Maßnahmen und Initiativen auf europäischer Ebene verbessert sich unser Verständnis, wie auf Herausforderungen im Bereich der Erwachsenenbildung reagiert werden muss. Auch werden Institutionen und Einzelpersonen unterstützt und ein besserer Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Ländern ermöglicht. Wichtige Beispiele für Projekte zur Unterstützung von Änderungen der Herangehensweisen im Bereich Kompetenzentwicklung sind:

Die Fazilität SWITCH to Green fördert die internationale Zusammenarbeit der EU durch technische Unterstützung, wobei der Wille zu bzw. die Begeisterung für Innovationen durch zusätzliche operative Kenntnisse oder andere Fähigkeiten ergänzt werden können. Im Rahmen dieser Fazilität werden Schulungen und Lernveranstaltungen organisiert, um das Personal der Europäischen Kommission (sowohl am Hauptsitz als auch in den Delegationen) und internationale Partner zu unterstützen und gezielte Instrumente für sie zu erstellen, um einen Wissensaustausch zu ermöglichen.

Das Projekt Know your lifestyle – Introducing Sustainable Consumption in 2nd-chance education wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission im Rahmen des Programms EuropAid finanziert. Bei diesem Projekt soll ein innovatives pädagogisches Konzept entstehen, bei dem mit SchülerInnen auf dem zweiten Bildungsweg über nachhaltigen Verbrauch und Globalisierung diskutiert wird und ein starkes thematisches Netzwerk zwischen Erwachsenenbildungszentren und NRO zum Thema Bildungsarbeit zu Entwicklungsfragen geschaffen wird.

Beim Projekt CYCLE: lifelong learning on Circular Economy, das im Rahmen des Erasmus+-Programms der Europäischen Kommission finanziert wird, ist eine Reihe von Instrumenten entstanden, mit denen die Einführung von Fähigkeiten im Bereich Kreislaufwirtschaft in der Erwachsenenbildung unterstützt und zur Schaffung eines Lernpfads für Lehrkräfte beigetragen werden soll.

Ziel des von EfVET, EARLALL und EAEA entwickelten Projekts Greencomp: taking green skills one step further ist die Förderung der Entwicklung eines europäischen Rahmens für Umweltkompetenzen. Wir möchten allen TeilnehmerInnen und RednerInnen danken.

Am Projekt Fields, das im Rahmen des Erasmus+-Programms finanziert wird, sind 29 Partnerorganisationen mehrerer EU-Länder beteiligt. Es ist auf den Bedarf an aktuellen und künftigen Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Bioökonomie in der Landwirtschaft ausgerichtet: European Skills Agenda and Strategy (Europäische Kompetenzagenda und -strategie). Die Projektdatenbank enthält Informationen über den aktuellen Stand der europäischen Projekte mit Bezug zu Landwirtschaft, Forstwirtschaft und verwandten Sektoren (Bioökonomie, Digitalisierung, Soft Skills und Nachhaltigkeit).

Ziel des Projekts MYSEA - Mediterranean Youth, NEETs and Women advancing Skills, Employment and Awareness in the Blue and Green Economy ist die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit von Jugendlichen (im Alter von 18 bis 24 Jahren), Frauen (alle Altersgruppen) und NEETs (bis zum Alter von 30 Jahren) in der Agrarlebensmittel- und Abfallbewirtschaftungsindustrie durch Entwicklung von auf beide Sektoren ausgerichteten Schulungen. Darüber hinaus sollen die lokale Lenkung und Kompetenzallianzen zwischen WirtschaftsakteurInnen und Berufsbildungsinstitutionen gestärkt werden, um Ausbildungslehrpläne auf die Bedürfnisse der Sektoren abzustimmen.

Beim Projekt BILT, das von der UNESCO und vom UNEVOC umgesetzt wird, wird Berufsbildungsinstitutionen eine Plattform zur Verfügung gestellt, um den Prozess der Ermittlung und Umsetzung neuer Qualifikationen und Kompetenzen durch einen Ökosystemansatz zu sondieren und zu unterstützen. Das Projekt trägt zur Ermittlung neuer, auf die Zukunft ausgerichteter Qualifikationen und Kompetenzen für einschlägige Berufslaufbahnen in der Berufsbildung bei, wobei den Themenbereichen Digitalisierung, Ökologisierung, Unternehmertum und Migration besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird und die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts sowie die wirtschaftlichen und gesellschaftlich-politischen Entwicklungen berücksichtigt werden.

Beim Projekt Skills for the green economy handelt es sich um eine Reihe von Länderberichten des CEDEFOP zur Untersuchung der erwarteten Auswirkungen der Umwelt- und Klimaschutzpolitiken auf den künftigen sektorenübergreifen und intrasektoralen Kompetenzbedarf und zur Verschaffung von Einblicken zwecks wirksamer Bildungs- und Ausbildungsstrategien und -initiativen.

Open Learning Campus (OLC) wurde von der Weltbankgruppe als Ort entwickelt, an dem Wissen zum Thema Entwicklung vermittelt wird, wodurch alle Interessenträger und Partner im Bereich Entwicklung, AkteurInnen, politischen EntscheidungsträgerInnen, MitarbeiterInnen und die Öffentlichkeit auf der ganzen Welt Führungskompetenzen und technische Fähigkeiten entwickeln.

Das Projekt Berufliche Bildung für ökologisches Wirtschaften II (SD4GE II) wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführt und verfolgt das Ziel, eine nachhaltige Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten AkteurInnen zu schaffen. Obwohl in Südafrika angesiedelt, eignet es sich definitiv zur Nachahmung.

Ein weiteres Instrumentarium zur Ergänzung der BNE-Fahrplans für 2030 wurde von der UNESCO entwickelt und stellt eine sich kontinuierlich weiterentwickelnde Reihe ausgewählter Ressourcen zur Verfügung, um die Mitgliedstaaten, regionalen und globalen AkteurInnen bei den Entwicklungstätigkeiten in fünf prioritären Handlungsfeldern zu unterstützen: Politische Unterstützung, Transformation von Lernumgebungen, Kompetenzentwicklung bei PädagogInnen, Stärkung und Mobilisierung der Jugend und Beschleunigung der Maßnahmen auf lokaler Ebene.

Darüber hinaus hat die UNESCO einen Leitfaden zur Unterstützung der Führungskräfte und AkteurInnen in der Berufsbildung erstellt, um deren Verständnis und Umsetzung von BNE unter Zuhilfenahme eines die gesamte Institution umfassenden Ansatzes zur Ökologisierung ihrer Institutionen zu verbessern.

 

Kapitel 3. Erwachsenenbildung mit Schwerpunkt auf umweltverträglichen Arbeitsplätzen und Berufen: Integration der Nachhaltigkeit in die berufliche Bildung

Wir fragen immer häufiger, ob das, was die Menschen lernen, wirklich für ihren Alltag relevant ist, ob das, was sie lernen, dazu beiträgt, das Überleben unserer Erde zu sichern. Bildung für Nachhaltige Entwicklung kann Wissen liefern, die Menschen sensibilisieren und Maßnahmen herbeiführen, mit denen die Menschen sich selbst und ihre Gesellschaft verändern können.

(Stefania Giannini, stellvertretende Generaldirektorin für Bildung, UNESCO).

Die Rolle der Bildung bei der Förderung der nachhaltigen Entwicklung wird in Kapitel 36 der Agenda 21: Förderung der Schulbildung, des öffentlichen Bewusstseins und der beruflichen Aus- und Fortbildung hervorgehoben. Der Berufsbildung wird darin eine doppelte Aufgabe zugewiesen. Die eine besteht darin, die Ausbildungs- bzw. die Berufsfähigkeit ihrer Adressaten zu fördern, „um dem Einzelnen die Arbeitsplatzsuche zu erleichtern.“ Die andere Aufgabe besteht darin, die für eine nachhaltige Entwicklung erforderlichen Kompetenzen zu fördern. Damit ist klar, dass die Integration der Nachhaltigkeit in die berufliche Bildung nicht auf einzelne Fächer oder Berufe reduziert werden kann. Die Ausbildung von entsprechenden Nachhaltigkeitskompetenzen ist Kern beruflicher Handlungskompetenz, deren Entwicklung das Ziel der beruflichen Bildung ist.

Eine Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ist nur möglich, wenn diese Idee mit ihren Werten und Einstellungen von den Menschen getragen wird und wenn die Menschen über die erforderlichen Kompetenzen verfügen, diese auch in der Praxis umzusetzen. Insofern verwundert es nicht, dass der Bildung allgemein und der Berufsbildung im Besonderen eine wichtige Funktion in diesem Umwandlungsprozess beigemessen wird. Allerdings ist auch in dieser Diskussion auffällig, dass die verwendeten Konzepte entweder dermaßen mit Ansprüchen „überladen“ werden, dass ihre Umsetzung im Rahmen sedimentierter Bildungsmaßnahmen unmöglich erscheint, oder sie werden nicht weiter operationalisiert und bleiben unscharf (z. B. was ist berufliche Umweltbildung?).

In Europa mit seinen 26 Millionen Arbeitslosen bietet der Umweltsektor ein gewaltiges Potenzial für die Schaffung von Arbeitsplätzen, und wir müssen dafür sorgen, dass Europa sich seine Vorteile gänzlich zunutze machen kann. Was mit grünen Arbeitsplätzen gemeint ist, unterscheidet sich von Land zu Land. Letzten Endes müssen die Länder eigene nationale Definitionen erarbeiten und Schwellenwerte für als grün bzw. nicht grün geltende Verfahren festlegen. In jedem Fall besteht die wichtigste Priorität für eine grüne Wirtschaft darin, Klimawandel und Umweltschädigung zu bekämpfen und deren negative ökologische, wirtschaftliche und soziale Folgen zu beseitigen. Der Übergang zu einer grünen Wirtschaft hängt entscheidend von der Koordination und der Politikkohärenz ab.

Laut dem IAO-Bericht World Employment and Social Outlook 2018 können Veränderungen bei der Produktion und Nutzung der Ressourcen zur Schaffung von 18 Millionen Arbeitsplätzen weltweit führen. Zu diesen Veränderungen zählen eine Umstellung auf grüne Arbeitsplätze, die auf erneuerbaren Energiequellen und größerer Effizienz basieren, Bau- und Gebäudedienstleistungen, Umweltschutzwirtschaft, einschließlich Wasser- und Abfallbewirtschaftung usw.

Die wichtigsten Berufsprofile für grüne Arbeitsplätze waren Gegenstand des Berichts Skills for a Greener Future, einer Veröffentlichung der Internationalen Arbeitsorganisation, und werden in Abbildung 2 dargestellt.

Figure 2

Abbildung 2

Bei der umweltverträglichen Gestaltung unseres aktuellen und künftigen Alltags sollte die Bildung eine entscheidende Rolle spielen. Daher müssen wir Mut und Ehrgeiz an den Tag legen und uns mehr als je zuvor darüber im Klaren sein, wie wichtig es ist, dass Erwachsene kompetent und entsprechend vorbereitet sind und über die notwendigen Fähigkeiten, Kenntnisse und das erforderliche Umweltbewusstsein verfügen.

 

Kapitel 4. Lernen für die Zukunft: Kompetenzen für Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Bei der Umstellung auf eine nachhaltige Zukunft müssen wir überdenken, was, wo und wie wir lernen, die Kenntnisse, Fertigkeiten, Werte und Einstellungen zu erwerben, mit denen wir fundierte Entscheidungen treffen und individuell und gemeinsam auf lokal, national und global drängende Fragen reagieren können. Erwachsene benötigen ebenso wie junge Menschen die richtigen Fertigkeiten und Kompetenzen, um ihren aktuellen Lebensstandard halten, hohe Beschäftigungsquoten beibehalten und den sozialen Zusammenhalt für die Gesellschaft und Arbeitswelt von morgen fördern zu können. Die Entwicklung von Kompetenzen zu fördern, ist eines der Ziele der Vision eines europäischen Bildungsraums, der in der Lage wäre, „das volle Potenzial von Bildung und Kultur als Antriebskräfte für Beschäftigung, soziale Gerechtigkeit und bürgerschaftliches Engagement zu nutzen sowie als Wege, die europäische Identität in ihrer gesamten Vielfalt zu erleben“ (Mitteilung der Europäischen Kommission „Stärkung der europäischen Identität durch Bildung und Kultur“). In der 2018 angenommenen Empfehlung des Rates zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen werden Kompetenzen als eine Kombination aus Kenntnissen, Fertigkeiten und Einstellungen definiert, wobei Folgendes gilt:

a) Kenntnisse umfassen Fakten und Zahlen, Konzepte, Ideen und Theorien, die bereits etabliert sind und das Verständnis eines bestimmten Bereichs oder Fachgebiets fördern;
b) der Begriff „Fertigkeiten“ bezeichnet die Fähigkeit, Prozesse auszuführen und vorhandenes Wissen einzusetzen, um so Ergebnisse zu erzielen;
c) der Begriff „Einstellungen“ bezeichnet die Bereitschaft, zu handeln oder auf Ideen, Personen oder Situationen zu reagieren, und entsprechende Mindsets.

Außerdem heißt es in der Empfehlung: „Die in diesem Referenzrahmen definierten Schlüsselkompetenzen sollen die Grundlage für die Entstehung gerechterer und demokratischerer Gesellschaften bilden. Sie bieten eine Antwort auf die Forderung nach nachhaltigem und inklusivem Wachstum, sozialem Zusammenhalt und Weiterentwicklung der demokratischen Kultur.“ Wenn Anbieter von Erwachsenenbildung ihre Weiterbildungskurse konzipieren, müssen all diese Faktoren und die acht Schlüsselkompetenzen aus der Empfehlung berücksichtigt werden:

  • Lese- und Schreibkompetenz – die Fähigkeit, Konzepte, Gefühle, Tatsachen und Meinungen sowohl mündlich als auch schriftlich mithilfe von visuellen, Ton- und digitalen Materialien in verschiedenen Disziplinen und Kontexten zu erkennen, zu verstehen, auszudrücken, zu erzeugen und zu interpretieren.
  • Mehrsprachenkompetenz – die Fähigkeit, Konzepte, Gedanken, Gefühle, Tatsachen und Meinungen sowohl mündlich als auch schriftlich in einer angemessenen Zahl gesellschaftlicher und kultureller Kontexte entsprechend den eigenen Wünschen oder Bedürfnissen zu verstehen, auszudrücken und zu interpretieren (Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben).
  • Mathematische Kompetenz und Kompetenz in Naturwissenschaften, Informatik und Technik – die Fähigkeit, mathematisches Denken und Verständnis zu entwickeln und anzuwenden, um Probleme in Alltagssituationen zu lösen.
  • Digitale Kompetenz – die Fähigkeit der verantwortungsvollen Nutzung von digitalen Technologien für die allgemeine und berufliche Bildung, die Arbeit und die Teilhabe an der Gesellschaft. Der Einzelne sollte verstehen, wie digitale Technologien Kommunikation, Kreativität und Innovation fördern können, und sich der damit verbundenen Chancen, Grenzen, Wirkungen und Risiken bewusst sein.
  • Persönliche, soziale und Lernkompetenz – die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren, mit Zeit und Informationen effizient umzugehen, konstruktiv mit anderen zusammenzuarbeiten, resilient zu bleiben und seinen Bildungs- und Berufsweg selbst in die Hand zu nehmen.
  • Bürgerkompetenz – die Fähigkeit, als verantwortungsvoller Bürger zu handeln und uneingeschränkt am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilzunehmen, und zwar auf der Grundlage der Kenntnis gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, rechtlicher und politischer Konzepte und Strukturen sowie einem Verständnis von globalen Entwicklungen und Nachhaltigkeit.
  • Unternehmerische Kompetenz – die Fähigkeit, Chancen und Ideen umzusetzen und in Werte für andere zu verwandeln, sowie die Fähigkeit, mit anderen effektiv zu kommunizieren und zu verhandeln und im Rahmen einer fundierten Entscheidungsfindung mit Ungewissheit, Widersprüchlichkeiten und Risiken umgehen zu können.
  • Kulturbewusstsein und kulturelle Ausdrucksfähigkeit – die Fähigkeit, zu verstehen, wie Ideen und Bedeutungen in verschiedenen Kulturen und durch verschiedene Künste und Kulturformen auf kreative Weise ausgedrückt und kommuniziert werden, und Achtung davor zu haben.

Ohne diese Kompetenzen können Erwachsene die verfügbaren Technologien und Ressourcen nicht für die Erzielung der erwarteten Umweltvorteile und wirtschaftlichen Erträge nutzen. Daher besteht ein maßgebliches Ziel der Agenda 2030 in dem Ausbau der Kompetenzen von PädagogInnen, damit sie sich für BNE einsetzen und zur Umwandlung der Systeme, in denen sie arbeiten, beitragen können. Die wichtigsten BNE-Kompetenzen für PädagogInnen werden im Bericht „Lernen für die Zukunft: Kompetenzen für Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ der Internationalen Kommission „Bildung für das 21. Jahrhundert“ an die UNESCO gemäß Abbildung 3 dargestellt.

Figure 3

Figure 3

 

  • WISSEN LERNEN bezieht sich auf das Verständnis der Herausforderungen, denen Gesellschaften sowohl lokal als auch global gegenüberstehen, und die potenzielle Rolle der PädagogInnen und Lernenden: „Der/die PädagogIn versteht...“. So ist die nachhaltige Entwicklung beispielsweise eines der benutzerorientiert zu konzipierenden Themen auf der Plattform Learn Europe, auf der zugängliche, auf mehreren Geräten nutzbare Tools zur Förderung von formalem und informellem Lernen vorgestellt werden;
  • KOOPERATION LERNEN trägt zur Entwicklung von Partnerschaften und einer Wertschätzung von Zusammengehörigkeit, Pluralismus, gegenseitigem Verständnis und Frieden bei: „Der/die PädagogIn arbeitet mit anderen in einer Weise zusammen, die ...“. Ein Beispiel dafür ist die Online-Plattform Koalition „Bildung für den Klimaschutz“, die in Kürze eingerichtet werden und Bildungs- und Berufsbildungsgemeinschaften dazu anspornen wird, sich für eine klimaneutrale und nachhaltige EU einzusetzen. Die Online-Plattform wird den Austausch von Wissen und Erfahrungen fördern, BildungsakteurInnen miteinander vernetzen und Innovationen anregen. Die Kommission hat BildungsakteurInnen in der gesamten EU dazu aufgerufen, vom 10. Dezember 2020 bis zum 31. Januar 2021 an einer Umfrage teilzunehmen, um ihr Interesse an der Arbeit der Koalition für eine klimaneutrale und nachhaltige EU zu bekunden.
  • HANDELN LERNEN bezieht sich auf die Entwicklung praktischer Fähigkeiten und Handlungskompetenz in Bezug auf Bildung für Nachhaltige Entwicklung: „Der/die PädagogIn ist dazu in der Lage ...“ Die meisten von uns befassen sich täglich mit der Lösung von Problemen, auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind. Den Prozess der Problemlösung zu erlernen und zu verstehen und Problemmuster zu erkennen, ist eine Tätigkeit und Fähigkeit, die uns das ganze Leben lang begleitet und die sowohl im Privat- als auch im Berufsleben angewandt werden kann. Sie ist eine der wichtigsten Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts, die alle Menschen beherrschen sollten. Die Europäische Kommission hat die Fähigkeit, Probleme zu lösen und zusammenzuarbeiten, als einen Hauptindikator für die im Rahmen der Schlüsselkompetenzen zu erwerbenden Querschnittskompetenzen bezeichnet. Viele interessante Tools und Verfahren sowie nützliche Hintergrundinformationen und Szenarien zum Thema Problemlösung bietet das Projekt Support of problem-solving mentality in lifelong learning for Trainers.
  • SEIN LERNEN bezieht sich auf die Entwicklung persönlicher Eigenschaften und die Fähigkeit, mit größerer Autonomie, größerem Urteilsvermögen und größerer persönlicher Verantwortung hinsichtlich nachhaltiger Entwicklung zu handeln: „Der/die PädagogIn ist eine Person, die ...“. So muss in der Berufsbildung tätiges Personal beispielsweise entsprechend vorbereitet sein und sich zudem kontinuierlich fortbilden und beruflich weiterentwickeln. Aus diesem Grund sind PädagogInnen nach wie vor SchlüsselakteurInnen für die Ermöglichung des Übergangs zu nachhaltigen Lebensweisen. Der Leitfaden Greening Technical and Vocational, Education and Training kann Führungskräfte und AkteurInnen in der Berufsbildung dabei helfen, ihr Verständnis und ihre Umsetzung von BNE unter Zuhilfenahme eines die gesamte Institution umfassenden Ansatzes zur Ökologisierung ihrer Institutionen zu verbessern.

Es besteht kein Zweifel daran, dass unumkehrbare Umweltveränderungen weltweiten Ausmaßes einen Wandel zu einer ökologisch nachhaltigen und klimaneutralen Kreislaufwirtschaft mit wesentlichen Auswirkungen auf die Beschäftigung und die Gesellschaft erfordern. Diese Veränderungen werden nur möglich, wenn die Erwachsenenbildung die Verbindungen zwischen den drei Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung (wirtschaftlich, sozial und ökologisch) herstellen kann. Die Erwachsenenbildung spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung von Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, uns kontinuierlich weiterzuentwickeln und auf dem umweltverträglicheren und nachhaltigen Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.

OER: Adult Learning and Sustainability

Literaturverzeichnis


Über die Autorin:

Aurelia Bahnaru hat in Wirtschaftswissenschaften promoviert und war mehr als acht Jahre in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zum Thema Abfallwirtschaft und Kreislaufwirtschaft tätig. Als Präsidentin des Verbands für Abfallverwertung hat sie erfolgreich Projekte im Bereich Abfallwirtschaft und Bürgerteilhabe initiiert und koordiniert. Darüber hinaus hat sie repräsentative Studien auf nationaler Ebene erstellt, bei denen es um lokale/institutionelle Abfallbewirtschaftungsstragien und -programme und Schulungen zur getrennten Abfallsammlung und Ökologisierung der Berufsbildung ging. Sie ist Gründerin des Projekts e-Circular.org und Herausgeberin der moldauischen Zeitschrift für Abfallwirtschaft.

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SALIMATA SISSOKO
Fr., 16.07.2021 - 19:20

Aujourd'hui des femmes et des jeunes qui ne savent ni lire, ni écrire sont perdus.

Ils travaillent disposent des cartes bancaires, des téléphones portables et les utilisent sans rien comprendre. Ils demandent de l'aide sans arrêt.

Avec le confinement, les bureaux les bureaux sont désertés, il serait opportun de distribuer les ordinateurs de bureau aux familles en difficultés qui puissent apprendre dans le cadre de l'entraide familiale.

Les personnes en difficultés financières n'ont pas les moyens d'acheter des ordinateurs recyclés par les grosses associations.

Si les adultes sont autonomes, les jeunes pourront vaquer à leurs occupations

 

 

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