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Lernen am Arbeitsplatz: Vorteile für alle

EPALE-Themenkoordinatorin Gina Ebner denkt darüber nach, warum es Missverständnisse zwischen der Branche des nicht-formalen Lernens und dem Privatsektor geben könnte.

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Regina EBNER

Lesedauer circa fünf Minuten - Lesen, liken und kommentieren!

Originalsprache: Englisch


Workplace learning EPALE.

EPALE-Themenkoordinatorin Gina Ebner denkt darüber nach, warum es Missverständnisse zwischen der Branche des nicht-formalen Lernens und dem Privatsektor geben könnte.

Vor ein paar Jahren war ich auf einer Konferenz in Deutschland, bei der ein Vertreter eines großen Automobilherstellers eine Rede hielt. Er erklärte das Personalmanagement- und Weiterbildungskonzept seines Unternehmens, das sehr beeindruckend war. In der anschließenden Fragerunde wollte man von ihm wissen, ob er eine Kooperation zwischen seinem Unternehmen und Erwachsenenbildungszentren für möglich hielte. Seine Antwort war sehr höflich, aber auch eindeutig: Die Bedürfnisse seines Unternehmens und die Angebote der Erwachsenenbildungszentren seien zu verschieden – also nein.

Natürlich trifft das auf viele Erwachsenenbildungszentren nicht zu, besonders nicht auf diejenigen, die im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung tätig sind. Sie bieten seit jeher unternehmensinterne Schulungen an, die auf den jeweiligen Bedarf ausgerichtet sind und maßgeschneiderte Angebote zur Verfügung stellen. Soweit ich das beurteilen kann, gibt es auch etliche Schulungen für die Zivilgesellschaft und NRO. Worin besteht also das Problem zwischen der nicht-formalen Bildung und Unternehmen?

Bei manchen Anbietern nicht-formaler Erwachsenenbildung gehört die Kooperation mit Unternehmen möglicherweise nicht zum jeweiligen Bildungsauftrag. Mitunter bestehen auch falsche Vorstellungen. Ich beziehe mich hierbei vor allem auf die Situation in deutschsprachigen Ländern, würde aber in den Kommentaren zu diesem Beitrag auch gern etwas über die Erfahrungen in anderen Ländern lesen. In der Öffentlichkeit werden Erwachsenenbildungszentren oft als Einrichtungen wahrgenommen, die Macramé- und Töpferkurse, vielleicht noch Italienisch für Senioren und Yoga für Frauen mittleren Alters anbieten. Die Tatsache, dass diese Vorurteile bestehen, sagt nichts über die Qualität der Mitarbeiter*innen, Pädagog*innen und Lehrkräfte oder Kurse aus. Vielmehr unterrichteten viele der Sprachtrainer*innen, die ich bei meiner Arbeit als eine von ihnen kennenlernte, sowohl in Erwachsenenbildungszentren als auch in Unternehmen (Ein Kollege sagte mir in diesem Zusammenhang damals, dass der Unterricht in Unternehmen gut für seinen Geldbeutel und der andere Unterricht gut für seine Seele sei).

Ich denke eher, dass die Unvereinbarkeit mehr durch kulturelle Unterschiede als durch faktische oder andere Gründe bedingt ist. Warum sollten wir uns also darüber Gedanken machen? Meiner Ansicht nach bringt dies Vorteile für beide Seiten; die Unternehmen und die nicht-formale Erwachsenenbildung.

Bei der letzten Woche des lebenslangen Lernens in Brüssel fand eine angeregte Diskussion darüber statt. Bei einem Besuch in der Cité des métiers, einem Brüsseler Berufsinformations- und ‑beratungszentrum, gingen wir der Frage nach, wie solche Zentren mit Arbeitgebern zusammenarbeiten können, um für den Bedarf an Erwachsenenbildung am Arbeitsplatz zu sensibilisieren. „Den Arbeitgebern muss klar sein, dass die Nicht-Investition in Bildung am Arbeitsplatz ihre Mitarbeiter gefährden kann – wenn sie beispielsweise Arbeitsanweisungen nicht verstehen“, erläuterte Jolien Klein Wassink, Beraterin beim niederländischen Programm „Leren en Werken“, das Lernen am Arbeitsplatz fördert und Berufsberatung anbietet.

Der Schweizerische Verband für Weiterbildung, einer unserer Mitgliedsverbände, kann von zahlreichen herausragenden Beispielen für Kooperationen mit Unternehmen berichten – von Schulungen für KMU bis hin zu einer sehr interessanten Initiative namens GO: Upskilling am Arbeitsplatz. Basierend auf einem Förderschwerpunkt des Bundesrats aus dem Jahr 2017 soll bei dieser Initiative der Erwerb von Grundkompetenzen in Unternehmen gefördert werden. Lerninhalte sind beispielsweise das Verstehen von Arbeitsanweisungen oder das Erstellen von Arbeitsplänen und vieles mehr. Dabei werden jeweils alle Grundkompetenzen angesprochen, von mündlicher und schriftlicher Kommunikation über Alltagsmathematik bis zu IKT-Kenntnissen. Besonders wichtig ist hier, dass die Inhalte auf tatsächlichen Situationen der Beschäftigten am Arbeitsplatz basieren.

Schulungen dieser Art sind eine wichtige Grundlage für die Bekämpfung von funktionalem Analphabetismus – denn viele Betroffene gehen einer Tätigkeit nach, und hier stellt das Lernen am Arbeitsplatz eine der wichtigsten Kontaktmöglichkeiten dar. Mit anderen Worten: Es bringt Vorteile für alle.

Was ist also für eine potenzielle Kooperation mit Unternehmen erforderlich?

  • Anpassung der Sprache. Hier möchte ich aus eigener Erfahrung berichten. Vor vielen Jahren hatte ich ein Vorstellungsgespräch bei einem großen Unternehmen, das einen Personalentwickler suchte. Das Gespräch lief größtenteils gut, aber am Ende machte ich einen entscheidenden Fehler – als ich begann, vom Wert des Lernens zu sprechen. Die Personalleiterin sah mich leicht entsetzt an und sagte, dass für sie letztendlich zähle, dass die Investition sich gelohnt habe. Daraus habe ich gelernt, meine idealistischen Erwartungen unter Kontrolle zu halten, wenn es um die Arbeit mit Unternehmen geht – deren Sprache zu sprechen, ein Business-Outfit zu tragen und mein Angebot zu verkaufen.
  • Flexibilität ist das Wichtigste. Kein Unternehmen wird sich je mit einer allgemeinen Schulung zufrieden geben, die jede Woche zur selben Zeit stattfindet. Alles muss maßgeschneidert sein und auf einer Analyse von Bedarf und Anforderungen sowie einer entsprechenden Evaluierung basieren. Die nicht-formale Erwachsenenbildung verfügt über vielerlei Erfahrungen damit, aber wahrscheinlich in einem anderen Kontext.

Wie denken Sie darüber? Spiegeln meine Überlegungen Ihre Erfahrungen wider? Haben Sie mit Unternehmen gearbeitet? Geben Sie einen Kommentar dazu ab!


Über die Autorin: Gina Ebner ist Generalsekretärin des Europäischen Verbands für Erwachsenenbildung (EAEA) und EPALE-Themenkoordinatorin für „Unterstützung für Lernende“.

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André Kaiser Huber
Mi., 08.01.2020 - 16:03

Thank you for your contribution, Gina. I think you really got the point. You mention the initiative in Switzerland, founded by the Swiss Government. This is an important initiative and it helps. But the great obstacles and challenges really lie in the cultural differences between companies and non-formal adult learning organisations.
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Related to this item I would like to highlight  a statement resulting from the analysis made  in the  last DG EAC Education and Training Monitoring report  in  the Chapter Adult Education:  
"Key finding: Little cost-sharing between businesses, individuals and public sector". 

What could be done to make them work together?


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