EAAL-Foren 2021: Den Horizont erweitern und Bündnisse schließen
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Der Originalbeitrag wurde auf slowenisch von Zvonka PANGERC PAHERNIK veröffentlicht.
Für die Zeit der Umsetzung der europäischen Agenda für die Erwachsenenbildung in Slowenien (EAAL-Projekt) haben wir im Zeitraum 2020–2021 sechs Foren geplant. Diese haben wir auf die sozioökonomischen Herausforderungen abgestimmt, die erstmals bei einer bedeutenden Veranstaltung der Europäischen Kommission – dem Forum zur Zukunft des Lernens (2019, Brüssel) – präsentiert worden waren.
Bei den EAAL-Foren sollte die Rolle der Erwachsenenbildung und des lebenslangen Lernens bei jedem der genannten Trends und Prozesse untersucht werden. Durch die COVID-19-Pandemie mussten alle Veranstaltungen ins Jahr 2021 verlegt werden, was einen beträchtlichen organisatorischen Aufwand bedeutete. Andererseits brachte dies auch gewisse Vorteile mit sich. Wir konnten umfangreichere Partnerschaften aufbauen, den Aufwand zwischen uns aufteilen und uns somit inhaltlich und perspektivisch breiter aufstellen. Wir konnten viele namhafte Redner*innen für uns gewinnen und etliche bewährte Verfahren kennenlernen. Zu jedem Forum wurde eine Fachkraft eingeladen, meistens aus den Sozialwissenschaften, die ihre Sichtweise zur jeweiligen konkreten Herausforderung und abschließend in Bezug auf Lernen und Bildung aus humanistischer Perspektive darlegen sollte.
Für jede Veranstaltung haben wir eine Website eingerichtet und Videos vom gesamten Event sowie von den einzelnen Vorträgen veröffentlicht. Außerdem wurden bei den Foren grafische Darstellungen, Mitschriften aus dem Chatroom, die von der lebhaften Beteiligung der Teilnehmer*innen zeugten, und weitere Quellen präsentiert. Ab dem zweiten Forum gab es auch eine Verdolmetschung in slowenischer Gebärdensprache und bei Foren mit internationalen Teilnehmer*innen (alle außer dem ersten und fünften Forum) auch Übersetzungen in und aus dem Slowenischen bzw. Englischen. Aufgrund von COVID-19 und der damit verbundenen Online-Durchführung konnten mehr Teilnehmer*innen dabei sein und sind die Aufzeichnungen und sonstigen Materialien nun auch dauerhaft verfügbar.
Die zeitlich relativ enge Abfolge der EAAL-Foren hat ganz klar gezeigt, dass wir es nicht mit sechs separaten sozioökonomischen Herausforderungen zu tun haben, sondern dass diese eng miteinander verwoben sind. Folglich sind für deren Bewältigung umfassende Ansätze notwendig. Dafür ist lebenslanges Lernen unabdingbar!
In diesem Artikel werden die ersten drei Foren präsentiert, mehr über die anderen drei Foren können Sie hier lesen.
Lernen für eine inklusive multikulturelle Gesellschaft sollte auf Toleranz und Respekt füreinander basieren!
Das erste EAAL-Forum am 20. Januar 2021 wurde gemeinsam mit der SLOGA-Plattform (NRO-Plattform für Entwicklung, Globales Lernen und Humanitäre Hilfe) und Slovenska filantropija organisiert und hatte die Migrationsproblematik zum Thema. Im ersten Teil des Programms wurden zwei Projekte vorgestellt – #MigratED (Stärkung von Migration und Menschenrechten durch Technologie in der Bildung) und MINT (Mentoring zur Integration von Migration betroffener Kinder aus Drittstaaten) –, bei denen es um die Integration geflüchteter Kinder in das slowenische Bildungssystem geht. „Lernen ist auch eine Frage des Herzens und der Seele“, meint Anica Mikuš Kos, MD, Präsidentin von Slovenska filantropija und Preisträgerin des SIAE-Preises 2006 für die Förderung von Lernen und Wissen.
Im zweiten Teil ließen wir zunächst die unterstützenden Botschaften aus dem Video wieder aufleben, das bereits 2017 im Rahmen des EAAL-Projekts zum Thema Einwanderer erstellt worden war. Anschließend hielt Anita Jug Došler, PhD, vom Slowenischen Institut für Erwachsenenbildung (SIAE), einen Vortrag mit dem Titel „Einwanderer – Von der Bildung bis zur sozialen Integration in Gesellschaft und Umwelt“. Danach wurden mehrere Aktivitäten und Projekte der drei Erwachsenenbildungszentren vorgestellt. Die öffentliche Einrichtung Cene Štupar schilderte ihre integrative Rolle anhand der Geschichte der erfolgreichen Integration von Hevidar, der einst um internationalen Schutz ersucht hat. Dank seiner positiven Einstellung gegenüber dem Lernen hat er mittlerweile Arbeit gefunden, ist unabhängig und wird in Kürze die slowenische Staatsbürgerschaft erhalten. Anschließend gingen Vertreter*innen des Erwachsenenbildungszentrums Velenje und der Einwanderer Rifet folgenden Fragen nach: „Können wir stolz darauf sein, dass Migrant*innen Slowenien mithilfe von lebenslangem Lernen zu einem multikulturellen Ort gemacht haben? Wo besteht noch Verbesserungsbedarf?“ Dass die Aufgabe von Erwachsenenbildungszentren in der Stärkung eines günstigen Umfelds für Einwanderer besteht, wurde auch durch einen Beitrag der Volkshochschule Maribor über die Geschichten zweier Einwanderer deutlich.
Simona Zavratnik, PhD, von der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Ljubljana, nahm zu einzelnen Themen Stellung und formulierte die abschließenden Botschaften des Forums. Alle waren sich einig darin, dass durch wechselseitiges Lernen, Respekt und Wachstum eine neue integrative, multikulturelle und mehrere Generationen umfassende Kultur des Miteinanders entstanden ist. Anhand dieser Geschichten wurde auch klar, welche Bedeutung dem Grundsatz „Nichts für Einwanderer ohne sie, sondern alles mit ihnen gemeinsam“ zukommt – zu ihrem Wohl und dem Wohl der Allgemeinheit.
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Website des Forums: https://epuo.acs.si/dejavnosti/forumi/migracije . Der Artikel im E-Bulletin der EAAL: https://epuo.acs.si/en/learning-is-also-a-matter-of-heart-and-soul/. |
Der digitale Wandel der Gesellschaft lässt sich nicht mehr vermeiden – er betrifft alle Generationen und alle Bereiche unseres Lebens.
Das zweite EAAL-Forum – zum digitalen Wandel der Gesellschaft, seinen ethischen Aspekten und der Verbindung zum lebenslangen Lernen – am 17. Juni 2021 richtete sich an renommierte Fachleute und Praxisanwender*innen. Es wurde in Zusammenarbeit mit CMEPIUS organisiert, da im Anschluss daran die erste nationale „live“ stattfindende Online-Diskussion bei EPALE folgte.
Wir lernen auch, um digital kompetent zu werden. Dies hat sich besonders gezeigt, als wir aufgrund von COVID-19 (überwiegend) virtuell kommunizieren mussten. Nach dem ersten Schock hat sich unser aller Niveau an digitaler Kompetenz erhöht, was jedoch erst der Anfang war. Moderne Technologien können unser Lernen (und andere Aspekte unseres Lebens) in noch nie dagewesenem Ausmaß unterstützen. Dabei spielt die künstliche Intelligenz eine besondere Rolle. Dieses Lernen wird viel stärker an die individuellen Fähigkeiten und Vorlieben angepasst sein/werden. Diese individuelle Ausrichtung stärkt nicht nur die jeweiligen digitalen Kompetenzen, sondern auch viele andere Kompetenzen wie die Kommunikationsfähigkeit, die sprachliche, interkulturelle und Bürgerkompetenz, die Teamfähigkeit usw. Daher fragen wir uns zurecht, wie die Zukunft aussehen wird und welche Möglichkeiten es für Synergien zwischen Mensch und Technologie gibt.
Die Antworten auf diese Fragen lieferten Altheo Valentini, EPALE-Themenkoordinator von der zentralen Koordinierungsstelle, Mitja Jermol, MSc, Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Offene Technologien im Bereich Offene Bildungsressourcen und Offenes Lernen am Jožef Stefan Institute, und Matej Veber, MSc, Dozent für Robotik und Mechatronik am Šolski Center Celje. Am Meinungs- und Erfahrungsaustausch beteiligten sich darüber hinaus Gašper Hrastelj, Generalsekretär der Slowenischen UNESCO-Kommission und IRCAI-Vertreter, Brigita Kropušek Ranzinger, Leiterin des Erwachsenenbildungszentrums Velenje, und Luka Omladič, PhD, vom Institut für Angewandte Ethik in Ljubljana sowie ehemaliges Mitglied der UNESCO-Weltkommission für Ethik in Wissenschaft und Technologie (COMEST).
Aus diesem interessanten Austausch theoretischer Ansichten und rein praktischer Erfahrungen – die beide auf ein großes Potenzial schließen ließen – ging hervor, dass dieses Thema lebenslange Bedeutung hat und mehrere Generationen umfasst und auch die Frage der gleichberechtigten Inklusion aller Menschen beinhaltet. Bedauerlicherweise haben die Benachteiligungen gefährdeter Zielgruppen, insbesondere solcher mit niedrigem Bildungsniveau oder unangemessenen Kompetenzen, gerade jetzt zugenommen, sodass die Zugänglichkeit besonderer Beachtung bedarf.
Luka Omladič, PhD, ging auf die geäußerte Besorgnis ein, ob die Technologie uns leiten (und einschränken) wird oder wir sie. Seiner Ansicht nach besteht die richtige Vorgehensweise in der Stärkung durch Bildung und der demokratischen Beeinflussung der Gesellschaft, wobei die Gesetzgebung eine wichtige Rolle spielt.
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Website des Forums: https://epuo.acs.si/en/activities/forums/digital-transformation-of-society/ . Der Artikel im E-Bulletin der EAAL: https://epuo.acs.si/en/technology-mediated-love/. |
Der ökologische Wandel erfordert eine groß angelegte Öffentlichkeitsarbeit, neue Erkenntnisse und Kompetenzen sowie eine andere Denk- und Herangehensweise.
Beim dritten EAAL-Forum, das am 12. Oktober 2021 und ebenfalls in Zusammenarbeit mit der SLOGA-Plattform stattfand, ging es um das Thema Nachhaltigkeit. In diesem Rahmen fand auch das 25. Erwachsenenbildungskolloquium statt – eine nationale Fachveranstaltung von LLW 2021 mit dem Titel „The Green Transformation of Society“. Hier möchten wir erneut betonen, dass die (Erwachsenen-)Bildung in diesem allumfassenden Prozess ein gleichberechtigter, unverzichtbarer Player sein muss.
Erörtert wurden diese Themen von Rilli Lappalainen, dem Gründer und Leiter von (unter anderem) dem Netzwerk Bridge 47, das sich dem Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele verschrieben hat, und Chris Millora, der ebenfalls diesem Netzwerk angehört. Er hat einen Forschungsbericht für das Netzwerk mit dem Titel „Unlocking the transformative potential of education: the alliance between Lifelong Learning and SDG Target 4.7“ verfasst. In diesem Bericht wird verdeutlicht, wie wichtig Umweltbildung ist, die nur mit Offenheit, der Achtung von primordialer, lokaler Weisheit, Dialog und generationenübergreifender Integration sowie einer entsprechenden Vernetzung der Sozial- und Naturwissenschaft erreicht werden kann.
Der Gesprächsrunde, bei der es um eine aktive Antwort auf die ökologischen Herausforderungen ging, die vom Lernen koordiniert und getragen wird, gehörten folgende Vertreter*innen von vier Ministerien an: Janez Berdavs (Ministerium für Umwelt und Raumplanung), MSc Nataša Bucik (Kultusministerium), Aleš Ojsteršek (Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Sport) und Tadeja Kvas Majer (Ministerium für Landwirtschaft, Wirtschaft und Lebensmittel). Die ersten drei Veranstaltungen wurden im Video kompetent moderiert von Nevenka Bogataj, PhD, vom SIAE, wobei der letzte Redebeitrag online gehalten wurde. Ziel dieser Konferenz war es, die sektorübergreifende Antwort auf ökologische (insbesondere klimabezogene) Herausforderungen zu beleuchten. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die aktuellen Ereignisse in den genannten Sektoren, Vorschläge für eine (noch) schnellere Reaktion und die Rolle des Lernens bei der Entwicklung gemäß den Nachhaltigkeitsgrundsätzen.
Eine hervorragende Ergänzung dazu stellten die Beispiele aus der Praxis der (Erwachsenen-)Bildung und die entsprechenden Redebeiträge dar. „Wir, die Fachleute aus der Praxis, sind hier und bereit, mit unserem Enthusiasmus etwas zu bewegen!“ – dieser Meinung war Patricija Rejec vom Soča Valley Development Centre. Untermauert wurde ihre Auffassung durch Berichte vom Erwachsenenbildungszentrum Ajdovščina und vom Erwachsenenbildungszentrum Postojna. Diese Beispiele wurden später bei der Jährlichen Erwachsenenbildungskonferenz LPoIO 2021 präsentiert. Auch die Stadt Ljubljana war beteiligt, ebenso das gesamteuropäische Projekt namens Climate of Change, das von Mateja Skrt von SLOGA präsentiert wurde und sich ebenfalls als ungewöhnlich und interessant erwies.
Boštjan Videmšek, Journalist, Autor des Buchs mit dem Titel „Plan B“ und EU-Klimapakt-Botschafter, stellte mit seinem engagierten Auftritt unter Beweis, dass er nicht nur über ökologische Herausforderungen spricht und schreibt, sondern sich ihnen auch im Alltag stellt. „Und was kannst du selbst tun? Dich bilden, folgen, handeln!“, meint Videmšek, der diese oft gestellte Frage nicht beantworten möchte, weil die Antwort für ihn auf der Hand liegt. Leider tut sie das nicht!
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Website des Forums: https://epuo.acs.si/en/activities/forums/green-transformation-of-society/. Der Artikel im E-Bulletin der EAAL: https://epuo.acs.si/en/technology-mediated-love/. |
Über die Autorin
Zvonka Pangerc Pahernik, MSc, arbeitet beim Slowenischen Institut für Erwachsenenbildung (SIAE) im Bereich Werbe- und Informationsmaßnahmen. Sie ist die slowenische Koordinatorin für die Umsetzung der europäischen Agenda für Erwachsenenbildung. Ihr Interesse gilt wirksamen Werbekonzepten und der Förderung der Zusammenarbeit und Vernetzung von Interessenträgern in der Erwachsenenbildung.