„Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe“ und andere andragogische „Weisheiten“

Originalsprache: Polnisch
„- Ich fuhr an eine Hochschule. Man bat mich darum, mit dem Kader an der Verbesserung der Kommunikation zu arbeiten und nach dem Unterricht schrieb die Gruppe, dass man diese Firma so schnell wie möglich hinauswerfen sollte und man bitte nie wieder diesen Armleuchter schicken sollte.
- Was hast du falsch gemacht?
- Jetzt weiß ich es. Zuerst einmal war ich mit diesen Leuten direkt zum Du übergegangen und da waren ein Professor und einige Dozenten mit dabei, die das nicht gewöhnt waren. Zweitens schlug ich ihnen eine, normalerweise bewährte, Technik vor und bat sie um Gespräche in Paaren, was sich für sie als zu intim herausstellte. Sie fühlten sich bedrängt (...). Mit der Mehrheit der Lehrer gestaltet sich die Arbeit als sehr schwierig“ [1].
Das vorgestellte Interviewfragment liegt mir aus drei Gründen am Herzen:
1) Zunächst einmal bin ich eine Andragogin, d. h. ein Erwachsenenbildnerin;
2) Zweitens bin ich selbst eine erwachsene Lernerin;
3) Drittens habe ich selbst an den im vorigen Fragment vom Schulungsleiter/Coach genannten Unterricht teilgenommen.
Die aufgelisteten Gründe bilden für mich den Anlass, um das angeführte Interviewfragment aus der Perspektive einer Teilnehmerin zu kommentieren. Meiner Meinung nach waren die situationsbedingte Spannung oder gar der angesprochene Konflikt mit dem „Auseinanderdriften“ der gegenseitigen Erwartungen und mit dem Arbeitsstil verbunden. Und darin zeigt sich, was der verantwortliche Kursleiter als „schwierig“ in Bezug auf unsere Gruppe bezeichnet hat. Die Erwachsenenbildnergruppe sollte nämlich in die Rolle eines Lernenden schlüpfen. Die meisten von uns erwarteten jedoch fertige Werkzeuge, bewährte Lösungen und ein Erfolgsrezept. Der Leiter hingegen wollte, dass wir unsere Erfahrungen austauschen und uns gegenseitig inspirieren. Er selbst stand ein bisschen abseits und beobachtete unsere Interaktionen. Unsere Unzufriedenheit, d. h. die Unzufriedenheit der Teilnehmer, quittierte er mit folgendem Satz: „Das ist mein Arbeitsstil und nicht mein Problem“.

Ich habe mich lange Zeit angeschickt, über diesen Beitrag zu schreiben und kann nicht verhehlen, dass das Thema, das ich hier ansprechen möchte, seit Jahren bereits eine Illustration für die Redewendung „Der Schuster hat die schlechtesten Schuhe“ darstellt. Trifft diese alltägliche, vernünftige Wahrheit auf die Arbeit von Andragogen, Coaches oder Pädagogen zu?
Vor einigen Tagen nahm ich an einer inspirierenden Schulung von EPALE-Botschaftern zum Thema Webwriting teil. Nach einem fast ganztägigen Kampf mit unseren Fragen, Berichten und jeglichen von uns gemeldeten Dissonanzen lobte die Schulungsleiterin Anna Miotk unser Engagement und unsere Kreativität. Ich muss zugeben, dass ein so konstruktives Feedback mir wie ein Red Bull Flügel verlieh. Außerdem erinnerte ich mich an die anfänglich beschriebenen Erfahrungen, die mich dazu inspirierten aufzuschreiben, WIE SICH EIN ERWACHSENENLEHRER – ANDRAGOGE (NICHT) IN DER ROLLE EINES SCHÜLERS WIEDERFINDET?
In Veröffentlichungen betreffend die Erwachsenenbildung finden sich viele Stimmen zu den Kompetenzen, die ein Erwachsenenbildner, Schulungsleiter oder Erzieher. An dieser Stelle lohnt es sich, einige wichtige Stimmen zu diesem Thema anzuführen. So erinnert uns Józef Kargul daran, dass „die postmoderne Gesellschaft eine Destruktion der institutionellen gesellschaftlichen Rolle des Lehrers vorgenommen hat. Es gilt nicht mehr als die einzige Wissensquelle. Er stellt auch keine Autorität für Schüler, insbesondere erwachsene, sowie Eltern als auch die lokale Gemeinschaft dar. Die Erwartung verschiedener Autoren, einschließlich den Verfassern von Bildungsberichten, dass Lehrer wieder Autoritäten werden, erinnert an das „Beschwören von Regen“. Ein Erwachsenenlehrer akzeptiert diese Tatsachen oft nicht und sieht sich selbst immer noch in der Rolle einer solchen Autorität. In seinem Fall ist jedoch eine dramatische Spaltung eingetreten: Er selbst vertritt demokratische und egalitäre Werte, jedoch für die öffentliche Schule und für sich selbst als ihren Funktionär reserviert er konservative Werte. Deshalb glaubt er, dass er berechtigt ist, erwachsenen Schülern die wichtigsten Werte, persönliche Muster, „echte“ Wissensquellen anzugeben und beruft sich auf die Vernunft. Er sieht nicht, dass die postmoderne Welt eine Welt des Pluralismus aller Art ist (...). Ein solches Lehrerverhalten stößt ständig auf Missbilligung der Schüler und setzt den Lehrer nicht nur verbaler Aggression aus. Derzeit verteidigt einen Lehrer niemand. Immer häufiger kriegt ein Lehrer zu hören, dass er jemanden unterdrückt, manipuliert. Nur selten sagt man, dass er die traditionelle institutionelle Rolle eines Lehrers ausübt, die leider durch die postmoderne Welt außer Kraft gesetzt wurde“ [2]. Die angeführte Passage scheint die Frage zu beantworten, warum es für einen Erwachsenenbildner so schwer ist, in die Rolle eines Schülers zu schlüpfen. Vielleicht erlebt er eine Art Dissonanz? Einerseits ist er ein Lehrer, der mehr oder weniger in Traditionen verwurzelt ist, und das Bedürfnis hat, anerkannt zu werden, wodurch er sich dazu berufen fühlt, „einen Erwachsenen zu führen“. Auf der anderen Seite ist er sich der Tatsache bewusst ist, dass viele Wahrheiten und Lösungen aufgrund der durch die Postmoderne hervorgerufenen Veränderungen nicht nachprüfbar sind. Beide Rollen scheinen im Gegensatz zueinander zu stehen, was ein Gefühl von Inkonsistenz, Ambivalenz und vielleicht sogar einer Art Schizophrenie vermittelt.
Ergänzt werden diese Überlegungen durch die Stimme von Dorota Lubrań, die betont, dass der zeitgenössische Lehrer vor schwierigen Aufgaben steht, die eine kontinuierliche und sukzessive Verbesserung seiner inhaltlichen, methodischen und organisatorischen Kompetenzen sowie eine ständige Aktualisierung und Erweiterung seiner Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten erfordern. „Jeder Erwachsene sollte sich bewusst sein, dass lebenslanges Lernen eine Voraussetzung für die volle Teilnahme an einer demokratischen Gesellschaft ist“, auch – und vor allem – ein Erwachsenenlehrer“[3].
In Anlehnung an diese Bemerkungen ist zu unterstreichen, dass es in der Literatur nur wenige Stimmen bzw. Forschungen über das Funktionieren eines Erwachsenenbildners in der Schülerrolle gibt. Daher bin ich der Meinung, dass ein Artikel von Agnieszka Majewska-Kafarowska und Urszula Tabor, in dem die Autorinnen ihre Forschungserfahrungen austauschen und beschreiben, wie ein Erwachsenenbildner sich in der Rolle eines Schülers wiederfindet besonders wertvoll. Die Ergebnisse dieser Studie sind nicht gerade optimistisch und regen sicherlich zum Nachdenken an. Die Untersuchungen wurden unter den Teilnehmern eines, von einem Fortbildungszentrum veranstalteten, Kurses für Erwachsenenbildner durchgeführt. Der genannte Fortbildungskurs sollte dem teilnehmenden Personen Wissen aus dem Bereich der Andragogik näherbringen, insbesondere aber das Thema der Funktion eines erwachsenen Schülers als Subjekt des Lehrprozesses. Den Bedarf für diesen Kurs meldeten die Teilnehmer selbst an. Überraschend ist bereits die Antwort, die die Befragten auf die andragogische Reflexion initiierende Frage erteilt haben. Man gab zwei Antwortmöglichkeiten vor:
a) Die Andragogik ist eine wissenschaftliche Disziplin, die Erwachsene zur Reflexion über sich selbst, die Welt und andere anregen soll.
b) Die Andragogik ist eine wissenschaftliche Disziplin, die eine Antwort auf die Frage gibt, wie man Erwachsene bilden und erziehen soll. [4].
Es ist erstaunlich, dass die erste Antwort nur von 20% der Befragten angekreuzt wurde. Die Antwort b) wurde von ganzen 45% der Befragten gewählt. 22% gaben keine Antwort an und mehrere Personen kreuzten beide Antworten an. Ich glaubte dies erübrigt einen weiteren Kommentar. Die Antworten auf weitere im Fragebogen aufgeworfene Fragen waren nicht weniger überraschend. Die Schlussfolgerungen dieser Studien lassen sich mit folgenden Formulierungen zusammenfassen:
1) Erwachsenenbildner sind meist passive Leser (zumindest in Bezug auf die Fachliteratur).
2) Erwachsenenbildner erwarten in der Regel fertige Werkzeuge und keine Gelegenheit für Inspiration oder Reflexion.
3) Erwachsenenbildner nehmen am ehesten an Schulungen oder Kursen teil, da sie entweder Qualifikationen erwerben müssen oder den Nachweis ihrer beruflichen Qualifikationen benötigen.
4) Erwachsenenbildner wiederholen oft die Einstellungen ihrer Schüler, die sie selbst sehr kritisch bewerten.
Wie kommt es dann, dass man trotz Betonung folgenden Satzes: „Bildung ist ein unabdingbarer, fast existentiell wichtiger, Bestandteil des gesamten menschlichen Lebens“[5] diese Idee für Erwachsenenbildner so schwer umzusetzen ist? Vielleicht hängt dieser Zwiespalt und die Schwierigkeit des Hineinversetzens in die Rolle eines Schülers durch Erwachsenenbildner mit mangelndem Mut bzw. mangelnder Bereitschaft „zum Leben an der Schwelle“ und „zum Funktionieren in Grenzzonen“, was mit der Bereitschaft verbunden ist, neue Impulse aufzunehmen, worüber Łukasz Michalski suggestiv schreibt. Der Autor erinnert uns an Michail Bachtins Maxime: „Existieren heißt mit jemandem dialogisch zu kommunizieren“. Es geht um die Fähigkeit, Streitgespräche mit sich selbst und mit der Welt zu führen. Ein Mensch, der aus diesem Diskurs ausscheidet, scheidet aus dem Leben aus. Angesichts der existenziellen Dimension des Lernens kommen wir zu dem Schluss, dass Lernen im Wesentlichen dialogisch sein sollte. Es sollte ein Auseinandersetzen mit Andersartigkeit darstellen und somit lebensspendend sein[6]. Nach meinem Verständnis sind der Mut und die Bereitschaft, „in neue Schuhe zu schlüpfen“ lebensspendend.
Und wie sieht es bei Ihnen aus? Mögen Sie es zu lernen? Mögen Sie Schulungen, Seminare oder Kurse? Wenn Sie sie schätzen oder meinen, dass diese „maßgeschneidert“ sind, dann lassen Sie es uns bitte wissen. Wenn Sie jedoch keine Lust haben, „in neue Schuhe zu schlüpfen“ oder die bereits getragenen „zu sehr drücken“, oder es vorziehen, „Barfuß zu gehen“, dann schreiben Sie uns bitte warum. Vielleicht ist die Behauptung, dass Erwachsenenbildner nicht gerne lernen, einer der Mythen, die man schnellst möglich stürzen muss.
[1] http://wyborcza.pl/duzyformat/1,127290,11697611,Jacek_Jakubowski__czyli… (Stand vom 13.06.2018).
[2] J. Kargul: Edukacja dorosłych w ponowoczesnym świecie, „Chowanna” 2003, S. 199.
[3] D. Luber: Rola i znaczenie andragoga w procesie edukacji i wychowania dorosłych. [in:] A. Fabiś, B. Cyboran (hrsg.), Dorosły w procesie kształcenia dorosłych, Bielsko-Biała - Zakopane 2009, s. 205.
[4] U. Tabor, A. Majewska-Kafarowska: „Autorefleksja zawodowa nauczycieli dorosłych a ich funkcjonowanie w roli ucznia i nauczyciela”. [in:] A. Stopińska-Pająk (hrsg.), Edukacja dorosłych. Doradca zawodowy. Rynek pracy, Warszawa 2006.
[5] A. Stopińska-Pająk: „Edukacja dorosłych i poradnictwo zawodowe wobec wyzwań rynku pracy”. [in:] A. Stopińska-Pająk (hrsg.), Edukacja dorosłych. Doradca zawodowy. Rynek pracy, Warszawa 2006.
[6] Ł. Michalski: Strach przed innym, czyli o istocie uczenia się. [in:] A. Fabiś, A. Stopińska-Pająk (hrsg.), Uczący się dorosły w zmieniającym się świecie, Bielsko-Biała 2010, s. 57.
Dr. Monika Sulik – ist Assistentin und Dozentin. Sie leitet ihre eigenen didaktischen Kurse auf dem Gebiet Biografie in der Bildung. Zertifizierte Coach und akademischer Mentor. Seit 2018 ist sie zudem Redaktionssekretärin der Zeitschrift „Edukacja Dorosłych”. EPALE-Botschafterin.
Kommentar
Skolotāja kā autoritātes noriets
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Attīstīties!
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Nauczyciel powinien wcielić się w role ucznia
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Atbildība par savu dzīvi ir
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Mācīt mācāmo
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Myślę, że ...
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Plnībā piekrītu, paldies par
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Charyzmy nie można się nauczyć
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Manā praksē, apmeklējot
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Trudno jest wyjść ze swojej roli
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czyżby strach przed utratą autorytetu?
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''Manuprāt, meklējot atbildes
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Będąc na początku drogi
W tym roku ukończyłam studia andragogiczne. Podczas studiów miałam
możliwość obserwowania wielu andragogów w różnym wieku i zauważyłam, że domeną
młodych andragogów jest autentyczne dbanie o własny rozwój i
otwartość na uczenie się. Zaskoczyło mnie jednak to, że wielu starszych,
bardziej doświadczonych andragogów, owszem, mówi o znaczeniu samokształcenia i
poszerzania swoich horyzontów, jednak jakby te zalecenia nie dotyczyły ich
samych. Jako ktoś, kto jest dopiero na początku drogi, wierzę, że kształcenie
innych i samokształcenie są równie ważne.
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Mam podobne obserwacje...
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Czyli jednak "szewc bez butów
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A boso wygodniej? Bo bezpieczniej chyba nie :)
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Świetny pomysł!
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Bardzo się cieszę :)
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Informacje zwrotne
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Warto być gotowym do konfrontacji
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:)
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:) Na pocieszenie Ci napiszę
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Pedagogs skolēna lomā
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Brałam kiedyś udział w
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......Dziękuję Barbaro
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Labprāt iekāpju ''jaunās kurpēs''
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Realizując projekty w ramach
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oj ten habitus...
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Kursi ir vērtīgi!
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Sama będąc edukatorką
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Nauczyciele akademiccy...
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Tālākizglītības vai
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Dziękuję Gosiu za ten komentarz
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Labprāt "iekāpju jaunās kurpēs".
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Trudno dyskutować z badaniami
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Par jaunajām kurpēm
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Cita pieredze
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Paldies par interesanto tēmu