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EPALE - Elektronische Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

Blog

BEEP - Basic Education and Empowerment for Political Education

Partizipation ist notwendig - für die Demokratie und für alle Lebensbereiche. Ergebnisse des Erasmus+ Projekts BEEP

Im Rahmen des Erasmus+ Projektes BEEP hat das Projektkonsortium intensiv an Fragen der Partizipation und Erwachsenenbildung gearbeitet. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen DAFNI KEK in Griechenland, Associazione Arcipelago in Italien, EPATV in Portugal, AONTAS in Irland und lernraum.wien | Wiener Volkshochschulen in Österreich, wurden eine umfassende Bestandsaufnahme von Bürger*innen-Beteiligungs-Prozessen durchgeführt. In Interviews wurde herausgearbeitet, wer von demokratischen Prozessen ausgeschlossen ist, wer beteiligt ist, und welche Ziele und Interessen mit dem Begriff „Partizipation“ verbunden werden. Workshops mit Lerner*innen haben dazu beigetragen, konkrete Wege zur Beteiligung zu finden.

 

BEEB Kickoff Meeting (C) lernraum.wien

BEEB Kickoff Meeting (C) lernraum.wien

Demokratie ohne Partizipation ist gefährlich (BEEP). Aber "Partizipation" ohne Demokratie ist eine Scheinlösung. (Hall 1988)

Um zu verstehen, wer ausgeschlossen ist und wer sich selbst als ausgeschlossen betrachtet, konzentrierte sich der grundlegende Forschungsbericht zunächst auf die Definition der Begriffe "Politik" und "Partizipation". Um einen Einblick in das Verständnis von Partizipation auf individueller, institutioneller sowie auf der Ebene der Lehrenden zu erhalten, wurden Fokusgruppen-Interviews und Einzelinterviews mit Lernenden und Lehrenden der Basisbildung, sowie ein Fokusgruppengespräch mit Interessensvertreter*innen durchgeführt. 

Im letzten Abschnitt befasst sich der Bericht mit bereits bestehenden partizipativen Prozessen in den Partnerländern sowie in anderen Ländern der Europäischen Union.

Von den Lernenden wurden Aspekte wie Zugehörigkeit und Gruppengefühl besonders hervorgehoben. Auch persönliche Eigenschaften wie Schüchternheit können beim Formulieren konkreter Ideen zur Verbesserung der Nachbarschaft oder der Teilnahme an Schulversammlungen aus Sicht einer Lernenden aus Italien ebenfalls im Wege stehen.

Aus Perspektive einer Unterrichtenden muss Beteiligung zu echten Ergebnissen führen: „Wenn die Beteiligung an Bedingungen geknüpft ist, ist sie keine echte Beteiligung.“ (Lehrkraft aus Portugal)

Beteiligung setzt „freie Meinungsäußerung und Verantwortung“ voraus. Partizipation kann auf verschiedenen Ebenen ausgeübt werden, von der Mikro- bis zur Makroebene. Die Beteiligung an demokratischen Prozessen wird oft auf die Idee reduziert, “das Wahlrecht auszuüben”. Das ist eine verkürzte Sichtweise. (Lehrkraft aus Portugal)

Auf Ebene der Interessensvertreter*innen wurde das Thema ebenfalls kontrovers diskutiert. Es werden beispielsweise mehr finanzielle Mittel und mehrsprachige Informationen gefordert, auch der Sicherheitsaspekt wurde angesprochen.

Die Grundlagenforschung legte den Grundstein für das Verständnis der Herausforderungen und Möglichkeiten im Bereich der politischen Partizipation und Basisbildung. Sie lieferte wichtige Erkenntnisse, die in die Entwicklung der Projektprodukte einflossen und sicherstellten, dass diese den Bedürfnissen und Anforderungen der Zielgruppe gerecht werden. So entstand der Leitfaden für Stakeholder zur Förderung von Politischer Teilhabe und die Empfehlungen für politische Entscheidungsträger*innen. Das Handbuch für Trainer*innen mit Aktivitäten und Ideen zur politischen Partizipation im Unterricht in der Erwachsenenbildung ist ein Produkt, das aus den Workshops mit den Lernenden entstanden ist. Weitere Links, Ressourcen und Ideen sind im BEEP Padlet Resource Hub zu finden. 

„Wir haben das Recht zur Teilhabe“ (BEEP) 

Der Leitfaden für Stakeholder zur Förderung von Politischer Teilhabe fasst zwölf Hindernisse zusammen und liefert sechs Leitlinien zur Förderung der politischen Partizipation.

Zu den Hindernissen/Herausforderungen zählen der sozioökonomische Status der Menschen und mögliche mangelnde Bildung, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer aktiven Beteiligung sinkt. Vom Alter kann es abhängen, warum Menschen sich vom politischen System abgekoppelt fühlen. "Es gibt Generationen, denen der Sinn für Partizipation nicht eingeimpft wurde, aber wenn wir anfangen, mit Kindern zu arbeiten, werden wir eine partizipativere Gesellschaft haben." (Fokusgruppenbericht EPATV). Geschlechterrollen und Stereotype können das politische Engagement ebenfalls immer noch beeinflussen. Minderheitengruppen können diskriminiert und ausgegrenzt werden, was zu einer geringeren politischen Beteiligung führt. Auch Sprachbarrieren können eine wichtige Rolle spielen. Menschen, die in ländlichen Gegenden leben, haben möglicherweise weniger Zugang zu politischen Informationen und weniger Möglichkeiten, sich an politischen Kampagnen oder Veranstaltungen zu beteiligen. Dieses Hindernis wurde in verschiedenen Gruppen hervorgehoben (EPATV- und VHS-Fokusgruppen).

Politikverdrossenheit oder des Zynismus könnten Menschen davon abhalten, sich am politischen Prozess zu beteiligen. Auch das Misstrauen gegenüber politischen Institutionen und Führungspersönlichkeiten kann Menschen davon abhalten, sich zu beteiligen, weil sie glauben, dass ihre Bemühungen nicht zu sinnvollen Veränderungen führen werden. 

Rechtliche Hürden, die Beeinflussung durch die Medien sowie Soziale Netzwerke sind weitere Herausforderungen. Das Fehlen von politischer Bildung und Mobilisierungsbemühungen werden abschließend aufgeführt.

Für die Förderung zur politischen Partizipation werden sechs Punkte hervorgehoben:

  • Information - Offenlegung des Themas/der Aktivität im Voraus

  • Thematische Nähe

  • Befähigung zur Partizipation

  • Auswahl des Ortes in Anlehnung an das Erasmus+ Projekt SAFE (Safe spAces For lEarning)

  • Feedback und

  • das Einbeziehen der Menschen von Beginn an

“Partizipation ist notwendig - für die Demokratie und für alle Lebensbereiche“ (BEEP)

Das dritte und letzte Projektprodukt widmet sich den Empfehlungen für die politischen Entscheidungsträger*innen. 

Hier wurden aus allen gesammelten Daten sieben Empfehlungen ausgesprochen:

  • Öffnung der Bildungseinrichtungen für alle Menschen in der Gesellschaft unter Einbezug der sozialen Realität aller Bürgerinnen.

  • Demokratisierung der digitalen Bildung und der partizipativen Prozesse, um Zugänglichkeit und Integration zu gewährleisten. 

  • Einbeziehung der Bürger*innen in die Prozesse der Institutionen und Organisationen, um eine bessere Abstimmung zwischen Entscheidungen von Organisationen und der Realität der Bürger*innen sicherzustellen und zu fördern. 

  • Die Politik und Entscheidungsträger*innen sollen multimodale und zugängliche Mittel zur Kommunikation mit der Öffentlichkeit nutzen, gleichzeitig klare und allgemein verständliche Informationen bereitstellen. 

  • Die politischen Entscheidungsträger*innen müssen alle, Bewohner*innen sowohl Staats- als auch Nicht-Staatsbürger*innen durch ihre Entscheidungsfindung vertreten. Und zwar umfassend und ohne Ausnahme. 

  • Erwachsenenbildungseinrichtungen und politische Entscheidungsträger*innen sollten politische Bildung für Lernende in der nicht-formalen Bildung, unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund und ihrem Bildungsniveau, einführen

Zusammenfassend kann festgehalten werden

Partizipative Prozesse erzeugen Spannungen und Konflikte, die die Menschen bestenfalls dazu anregen, sich für Veränderungen einzusetzen. Das lokale Umfeld (Familie, Nachbarschaft und Region) scheint für die Teilnahme an partizipativen Prozessen leichter zugänglich zu sein und muss daher besonders gefördert werden.

(Politische) Partizipation benötigt auch Förderung und Vermittlung in Form von formellen sowie informellen Bildungsstrukturen (Unterricht, Freizeitangebote, etc.). Und, last but not least, politische Teilhabe kann nur durch das systematische Einbeziehen aller Bewohner*innen gelingen, und durch das Recht, an größeren demokratischen Prozessen teilzunehmen.

Nähere Informationen zu den Projektprodukten finden Sie auf der Projektwebseite.

Z:\11-Epale\04-NSS Österreich\09_Veranstaltungen\2024\2024-05-22 Themenkonferenz 2024\01 Publikation\BEEP VHS Wien

Präsentation des Erasmus+ Projekt BEEP © OeAD APA-FotoserviceHörmandinger

Über diesen Blog: 
Der Beitrag basiert auf einer Präsentation des Projektes im Rahmen der EPALE und Erasmus+ Konferenz 2024 „Partizipation im Fokus: Wege zur aktiven Beteiligung durch Erwachsenenbildung“ 

Über die Autorin: 

Dilek Taşdemir, M.A. in Sprachwissenschaften mit anglistischem Schwerpunkt, Kunst -und Medienwissenschaft und Soziologie, ist seit 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im lernraum.wien, dem Forschungsinstitut für Mehrsprachigkeit, Bildung und Integration der Wiener Volkshochschulen tätig. Sie ist in internationalen und nationalen Projekten, sowie in Evaluationsprojekten involviert. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Mehrsprachigkeit, Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum (Linguistic Landscapes) und Superdiversität.

 

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Kommentar

The BEEP project is a fantastic initiative that highlights the importance of participation in both democracy and everyday life. By addressing the challenges and opportunities in political participation and adult education, BEEP has made significant strides in promoting inclusion and active citizenship. The comprehensive research, practical guidelines, and educational resources developed are invaluable tools for empowering individuals and communities. Kudos to the BEEP consortium for their dedicated efforts in fostering a more participatory and democratic society!

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