Achtung Cloud - die unterschätzte Gefahr für alle Bürokraten!

Joachim Sucker:
Founder d42.agency, MOOC-Maker, Blogger, Inhaber Allesauszucker - Innovationsbegleiter, Zukunftssammler

Ja, die vhs.cloud ist eröffnet. Sie ist noch reichlich Beta, aber nutzbar für alle, die auch mal Unfertiges fertiger machen wollen. Was Microsoft kann, kann VHS auch.
Die Volkshochschulen haben nun ihre eigene Wolke. Und diese Wolke wird einen Strukturwandel nach sich ziehen. Nicht nur, weil die Kursangebote in dieser Wolke eine Heimat finden können, sondern weil sich Kommunikation grundsätzlich neue Wege suchen wird.
Was in den letzten Jahre als kleine Graswurzelbewegung auf unterschiedlichen Plattformen wie Xing, Google+, Twitter oder Facebook begann, mündet jetzt logischerweise in der vhs.cloud. 2013 hieß es noch: „Wecke den Riesen auf“. Heute ist der Riese erwacht und er beginnt aufzustehen. Diese eierlegende Wollmilchsau mit Namen vhs.cloud stellt eine Zeitenwende dar.
Man könnte ja meinen, es wäre nur eine weitere Plattform. Es ist mehr als das. Es ist schlichtweg die Sprengung bisheriger Kommunikationshierarchien. Informationsaustausch, der bisher im Rahmen strengerer Regularien zwischen dem Deutschen Volkshochschulverband und den 16 Landesverbänden kommuniziert wurde, verflüssigt sich mittelfristig in die Cloud. Querkommunikation wurde in Fachgremien organisiert. Erste Gruppen in der Cloud nehmen diese Aufgaben bereits wahr. Die Landesverbände saßen auf ihren Mitgliedsvolkshochschulen, wie die Glucke auf dem Ei. Mit der vhs.cloud hat sich die neue Kommunikationsstruktur und die Kultur des Teilens, der Transparenz durchgesetzt.
Der Druck war groß, denn Digitalisierung hält sich nicht an Landesgrenzen. Aber es ist auch mutig, eine Wolke des Teilens zu etablieren. Vielleicht ist noch nicht allen Verbänden klar, dass sie mit der zunehmenden Nutzung der Cloud die eigene Rolle überdenken und verändern müssen. Die Kontrolle über Abstimmungsprozesse und Kooperationen geht verloren. Volkshochschulen haben sich bisher weitgehend über die Verbände miteinander verbunden. Das wird jetzt in der Cloud realisiert. Dafür sind Verbände nicht mehr notwendig. Wenn die Verbände diesen Prozess aktiv unterstützen, bleiben sie Ansprechpartner für viele Volkshochschulen. Die Cloud braucht jetzt natürlich Content und der kann erst durch Schulungen eingebracht werden. Service ist somit noch dringender, damit die Cloud nicht zum Rohrkrepierer wird.
Die vhs.loud hat viele offene Fenster, auch für die Verbände. Die Kommunikation mit ihren Mitgliedseinrichtungen kann grundsätzlich dynamisiert werden. Sprechstunden über Yulinc-Videokonferenzen, kollaboratives Arbeiten mit den Volkshochschulen an Konzepten oder transparente Lobbyarbeit - die Cloud bietet hierzu viele Tools.
Und andererseits wird vielen Volkshochschulen etwas fehlen: das bequeme Einfordern von Netzwerkarbeit durch die Verbände. Die Cloud zwingt durch Ihre Möglichkeiten jeden selbst aktiv zu werden.
Mutig ist auch der Zeitpunkt der Öffnung. Die NutzerInnen werden so noch an der Fertigstellung beteiligt. Kritik sollte jetzt massenhaft und konstruktiv eingebracht werden. So kann die VHS in Sachen digitaler Volksbildung liefern.
Politik sollte diesen Mut mit weiteren Investitionen fördern. Vielleicht legen die Erwachsenenbildungseinrichtungen auch ihre grenzenlose Bescheidenheit ab und starten durch.